Online-Gschichtl Nr. 2

100 Jahre Kirchenglocken

Die Mannersdorfer Pfarrkirche zum hl. Martin und ihr helles Glockengeläut kennen wir alle. Aber wusstet ihr, dass das besondere Geläut heuer 100 Jahre alt wird?

 

1913 war in den Mannersdorfer Kirchturm ein Blitz eingeschlagen, durch den ausgelösten Brand schmolzen die alten Kirchenglocken. Daher wurden bei der Fa. Max Samassa in Wiener Neustadt neue Bronzeglocken gegossen. Diese konnten aber nicht lange in Mannersdorf erklingen, da sie 1916, wie die meisten anderen Bronzeglocken in der Monarchie, zu Kriegszwecken abgeliefert werden mussten.

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde im Herbst 1919 ein Glockenkomitee gegründet, das fortan Spenden für neue Glocken sammelte und die Mannersdorfer gaben trotz der schwierigen Lage reichlich! Es wurden diesmal Stahlglocken, die bei der Fa. Böhler in Kapfenberg in der Steiermark gegossen wurden. Die neuen Glocken wurden per Bahn nach Mannersdorf geliefert. Die feierliche Weihe fand am 25. Juli 1920 statt, die vier Glocken wurden dem hl. Martin (Kirchenpatron), dem hl. Leopold (Landespatron), der Hlst. Dreifaltigkeit und dem Guten Hirten (Erinnerung an die ehem. Badhauskapelle) gewidmet.

Ihrem Material wegen überstanden die Glocken die Metallablieferungen im Zweiten Weltkrieg und blieben uns dadurch bis heute erhalten. Seit bald 100 Jahren läuten die Glocken nun mit ihrem vergleichsweise hellen Klang, sie bilden eines der wenigen Stahlgeläute der Fa. Böhler, die in unserer Gegend erhalten geblieben sind.

Ein Nachtrag zum Kirchenbrand von 1913, nachdem uns Susanne Kersch dankenswerter Weise Fotos vom Gebetbuch ihrer Urgroßmutter mit einem Bericht zum Brand zur Verfügung gestellt hat:

Am Freitag, den 6. Juni 1913 war um 3 Uhr nachmittags ein Blitz in die Mannersdorfer Pfarrkirche eingeschlagen, wodurch der Zwiebelhelm zerstört wurde, der Turm ausbrannte und die Glocken schmolzen. In der Folge wurde der Turm unter Baumeister Friedrich Sollak renoviert und der Zwiebelhelm nach dem alten Vorbild wiederhergestellt – wobei Sollaks ungenaue Kostenabrechnung für einigen Wirbel sorgte. Das neue Turmkreuz wurde am 5. Oktober 1913 geweiht. 1963 wurde der Turm erstmals umfassend saniert und das Turmkreuz durch das heutige ersetzt. Vor wenigen Jahren wurde der Turm wieder renoviert – als letzter Schritt der Renovierung wurde jüngst das Turmkreuz abmontiert und wird derzeit restauriert.


Fotos: Archiv Michael Schiebinger, Digitales Archiv Stadtmuseum/Karl Trenker, Susanne Kersch