Online-Gschichtl Nr. 31

Christoph Ernst von Fuchs. Franken - Mannersdorf - Hamburg

Eine Ausstellung widmete sich im Vorjahr Maria Karolina Gräfin von Fuchs-Mollard, einer der bedeutendsten Herrschaftsinhaberinnen von Scharfeneck-Mannersdorf. Ihr Wirken im 18. Jahrhundert wäre nicht ohne ihrem Gatten Christoph Ernst möglich gewesen, dessen Verbindung zu Mannersdorf Ava Pelnöcker und Michael Schiebinger seit längerem erforschen.

Die Familie Fuchs von Bimbach und Dornheim ist ein Zweig eines alteingesessenen fränkischen Rittergeschlechts. Ihr Hauptsitz befindet sich bis heute in Burgpreppach in Unterfranken. Ab 1404 nannte sich der Zweig der Familie nach dem Schloss Bimbach, diesem Zweig entstammte auch der spätere Gemahl von Maria Karolina von Mollard. Christoph Ernst Fuchs von Bimbach und Dornheim wurde am 3. Jänner 1664 geboren, er war der Sohn des Eitel Heinrich und der Maria Amalia, geborene Truchseß von Pommersfelden. Christoph Ernst hatte einen älteren Bruder namens Carl Dietrich – dieser verstarb jedoch schon 1679, sodass Christoph Ernst der Erbanwärter und Chef des Hauses wurde, nachdem sein Vater 1674 ebenfalls verstorben war.

Der Protestant Christoph Ernst studierte ab 1681 zunächst in Tübingen, musste nach einem Raufhandel aber an die Universität in Heidelberg wechseln. Er dürfte ein ausgesprochen intelligenter junger Mann gewesen sein, der jedoch wegen seinem prahlerischen Gehabe oftmals in Auseinandersetzungen geriet. 1683 schickte die Mutter, ihren Sohn Christoph Ernst und dessen jüngeren Bruder Ludwig Reinhold auf eine „Kavalierstour“ nach Frankreich. Dort lernten sie das höfische Leben in Paris kennen und konnten in Schloss Versailles die Hofhaltung unter Ludwig XIV. hautnah miterleben, wie Volker Rößner in seinem Buch ausführlich beschreibt.

Christoph Ernsts Schwester Sophia Augusta ehelichte 1685 Carl Rudolph von Guttenberg, den Bruder des Würzburger Fürstbischofs. Durch die Ehe gelangte der Protestant (!) Christoph Ernst selbst in die Dienste des katholischen Fürstbischofs und wurde von diesem 1692/93 an den englischen Hof gesandt. Unter Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau wurde Christoph Ernst von Fuchs letztlich Würzburgischer Gesandter am kaiserlichen Hof in Wien. In erster Ehe war Christoph Ernst von Fuchs ab 1688 mit der Schwester des Fürstbischofs von Würzburg, Maria Rosina von Greiffenclau, verheiratet – der gemischtkonfessionellen Ehe entstammten sechs Kinder.

Auf den Würzburger Gesandten, Christoph Ernst, dürfte auch der Wiener Hof aufmerksam geworden sein, so wurde er für kaiserliche Dienste abgeworben. Der rasante Aufstieg Christoph Ernsts zeigt sich auch darin, dass er 4. Juli 1706 in den Reichsgrafenstand und am 16. Februar 1707 in den erbländischen Grafenstand erhoben wurde. Bereits am 5. Mai 1705 war er in den niederösterreichischen Herrenstand aufgenommen worden.

Am 10. März 1710 ehelichte Christoph Ernst von Fuchs Maria Karolina Gräfin von Mollard, nachdem seine erste Gattin Maria Rosina bereits 1708 verstorben war. Die Hochzeit fand an prominenter Stelle in der kaiserlichen Hofburgkapelle statt. Der Ehe von Christoph Ernst und Maria Karolina entstammten zwei Töchter. Die Ältere, Maria Josepha Theresia (1711-64), ehelichte zuerst den Trabantenhauptmann Karl Graf Nostitz-Rokinitz (1708-40). Nach dessen Tod war Maria Josepha seit 1745 mit Leopold Graf Daun (1705-66), dem berühmten Feldmarschall, verheiratet. Die beiden hatten zwei Kinder, Maria Theresia (1745-77) und Franz Karl (1746-71). Die jüngere Tochter von Christoph Ernst und Maria Karolina, Maria Ernestina Antonia (1713-1801), hatte Hofmusikdirektor Adam Philipp Graf Losy zu Losymthal (1705-81) zum Gatten. Beiden Töchtern des Grafenpaares fiel später das Erbe der Mutter zu.

Ende des 17. Jahrhunderts war die Herrschaft Scharfeneck-Mannersdorf an den Erzbischof von Esztergom (dt. Gran) in Ungarn verkauft worden, ihm folgte Johann Philipp von Greiffenclau zu Vollraths, der Fürstbischof von Würzburg. Der Kaufvertrag über 200.000 Gulden wurde am 4. September 1701 zwischen Kaiser Leopold I. und dem Fürstbischof geschlossen. Letzterer schenkte 1705 den Besitz seinem Gesandten Christoph Ernst von Fuchs, der schon zuvor die Verhandlungen zum Ankauf der Herrschaft für den Bischof geführt hatte. Später erwarb Fuchs auch noch die Herrschaft Seibersdorf, wodurch ein Besitzkomplex an der Leitha gebildet wurde.

Im Jahr 1707 ließ sich der Protestant Christoph Ernst von Fuchs durch den Prior des Karmeliterklosters St. Anna in der Wüste, Pater Jodokus, in der katholischen Glaubenslehre unterrichten. Graf Fuchs begab sich zu Exerzitien in die Schutzengel-Einsiedelei der Karmeliten, um danach in der Klosterkirche feierlich zum katholischen Glauben zu konvertieren – dieser Schritt konnte für die Karriere am katholischen Kaiserhof nur förderlich sein.

 

Wie viel Zeit Graf Fuchs auf seinen Ländereien verbrachte, ist jedoch ungewiss, da er zum kaiserlichen Gesandten im Niedersächsischen Reichskreis ernannt wurde und ab 1716 in Hamburg residierte. Die Ernennung erfolgte als Dank für seine Verdienste im Spanischen Erbfolgekrieg, für die er auch die Gnadensumme von 100.000 Gulden erhielt. Christoph Ernst erkrankte bald und verstarb am 5. Jänner 1719 in Hamburg. Er wurde in der Krypta der katholischen Pfarrkirche St. Joseph in Altona bestattet, zu deren barocken Neubau er kaum ein Jahr zuvor den Grundstein gelegt hatte. Mit Christoph Ernst erlosch der Familienzweig im Mannesstamm, während seine Witwe Maria Karolina das Erbe in Scharfeneck-Mannersdorf antrat. Von Christoph Ernst ist übrigens bisher, weder in Franken, Mannersdorf oder Hamburg, eine Porträtdarstellung auffindbar gewesen.


Foto 1: Allianzwappen der gräflichen Familie Fuchs-Mollard (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 2: Schloss Burgpreppach (Wikipedia, User: Tilman2007, 2016, CC-BY-SA-4.0)

Foto 3: Schloss Bimbach (Wikipedia, User: Monandowitsch, 2014, CC-BY-SA-4.0)

Foto 4: Kloster St. Anna in der Wüste (Eremus St. Anna, j. M. Lerch, 1689)

Foto 5: Heirat von Christoph Ernst von Fuchs mit Maria Karolina von Mollard (Matricula, Pfarre St. Augustin, Hofburgpfarre, Tauf- u. Trauungsbuch 1673-1712)