Online-Gschichtl Nr. 34

Pfarrer Johann Glogowatz

Wer aufmerksam am Mannersdorfer Friedhof nach alten Gräbern Ausschau hält, der findet auf der rechten Kirchenseite das Priestergrab von Johann Glogowatz. Michael Schiebinger widmet sich heute dem Leben und Wirken dieses Ortsgeistlichen.

Johann Glogowatz wurde am 1. Juli 1836 in Au am Leithaberge im Haus Nr. 76 als Sohn des Hofstätters Joseph Glogowatz und dessen Gattin Maria geboren. Johann besuchte zunächst die Schule seines Heimatortes mit sehr gutem Erfolg. Man wurde wohl auf den talentierten Schüler aufmerksam und so konnte er das Gymnasium in Sopron/Ödenburg besuchen. Da seine Eltern nicht die notwendigen Schulmittel aufbringen konnte, musste der Gymnasiast Nachhilfestunden geben und so einen finanziellen Beitrag leisten. Zunächst wollte Glogowatz Lehrer werden, entschied sich aber dann doch für die geistliche Laufbahn. Nach der Matura wird er wohl um 1854 in ein Priesterseminar eingetreten sein, der Studienort war bisher nicht zu eruieren, da er aber später in der Erzdiözese tätig wurde, ist es wahrscheinlich, dass er sein Studium in Wien absolvierte. Am 25. Juli 1861 wurde Johann Glogowatz zum Priester geweiht und zunächst als Kaplan in der Pfarre Moosbrunn eingesetzt. 1863 kam er aber schon als Kooperator nach Mannersdorf, wo er sich bald großer Sympathie erfreute.

1876 wurde Glogowatz als Pfarrer ins benachbarte Hof berufen. In der dortigen Pfarre gab es, wie in Au, Spannungen zwischen der kroatischsprachigen und der deutschsprachigen Bevölkerung über die Verwendung der jeweils anderen Sprache im Gottesdienst und der Frage, ob der Pfarrer ein Kroate sein soll. Diese Auseinandersetzungen bestanden bereits im 18. Jahrhundert, dürften aber nun neu aufgeflammt sein, zumal im 19. Jahrhunderts nationalistische Kräfte auf beiden Seiten auch am Land Einfluss nehmen wollten. Wie Christian Szivatz bereits 2004 in einem Aufsatz betonte, nahm Johann Glogowatz als neuer Pfarrer von Hof nun die Rolle als Friedensstifter ein. Unter ihm war die Verwendung beider Sprachen bei den kirchlichen Feiern möglich geworden, 1885 war der Streit endgültig geschlichtet gewesen. Als Pfarrer von Hof war Glogowatz kurzfristig 1880 und nochmals 1884/85 als Provisor seiner Heimatpfarre Au tätig.

Nach zehn Jahren in Hof kehrte Glogowatz 1886 als Pfarrer in das von ihm sehr geschätzte Mannersdorf zurück, wo er die nächsten 15 Jahre wirken sollte. Der Geistliche war hier sehr aktiv am Gesellschaftsleben beteiligt und brachte sich in den kulturellen Vereinen ein – so war er u.a. auch in der Sektion „Leithagebirge“ des Österreichischen Touristenklubs tätig. Unter Glogowatz wurde 1890 letztlich auch eine Innenrenovierung der Pfarrkirche vorgenommen. Wie ein zeitgenössischer Zeitungsbericht formulierte, dürfte sich der Pfarrer „durch seine Menschenfreundlichkeit und Liebenswürdigkeit“ die Sympathie aller erworben haben. Dennoch musste er 1901 Mannersdorf verlassen und am 14. Juli des Jahres seine neue Pfarrstelle in St. Josef im 2. Wiener Gemeindebezirk antreten. Zum Abschied aus Mannersdorf wurde dem beliebten Geistlichen ein würdevoller Abschied mit Männergesangsverein und Fackelzug bereitet. Hochwürden wurde auch noch zum Ehrenbürger der Marktgemeinde ernannt, immerhin war er hier 30 Jahre Kooperator und Pfarrer gewesen.

Welch einen Zufall die Versetzung von Glogowatz doch darstellte, war doch St. Josef die alte Karmeliterkirche, in die das Mannersdorfer Jesulein nach der Aufhebung des Klosters St. Anna in der Wüste gekommen war. Da die Karmeliter 1901 die Leopoldstadt verließen und ihr neues Kloster in Döbling bezogen, war Johann Glogowatz als Weltpriester der erste Pfarrer von St. Josef nach den Karmelitern. Und so stellt sich die Frage, ob der Zufall der Pfarrstellenbesetzung mit einem Mannersdorfer Geistlichen nicht doch als historische Reminiszenz zu werten ist.

 

Johann Glogowatz war ein jähes, ja „plötzliches“ Lebensende bestimmt, wie das Sterbebuch Auskunft gibt. Er war doch bis zu Letzt seelsorglich tätig und ging gerne spazieren. Pfarrer Glogowatz verstarb am späten Abend des 8. Jänner 1904 im Alter von 69 Jahren in seiner Pfarrwohnung (Taborstraße 19) an einem „Schlagfluß“ in Folge eines Herzklappenfehlers. Das Sterbesakrament spendete der bekannte Wiener Weihbischof Dr. Gottfried Marschall. Der Verstorbene wurde, wie er testamentarisch verfügt hatte, nach Mannersdorf überführt, wo er am Friedhof in einem Priestergrab seine letzte Ruhe finden sollte. Zur Beisetzung am 11. Jänner 1904 waren Abordnungen aus Au, Hof und Wien gekommen, so dass der beliebte Pfarrer unter großer Anteilnahme zu Grabe getragen wurde. Heute scheint der Geistliche und sein Wirken in Vergessenheit geraten zu sein, immerhin blieb sein Grab erhalten und erinnert die aufmerksamen Friedhofsbesucher an den einstigen Pfarrer.


Foto 1: Porträtfoto von Pfarrer Johann Glogowatz (Brucker Grenzbote, 24. Jänner 1904)

Foto 2: Pfarrkirche Mannersdorf nach der Innenrenovierung von 1890 (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 3: Handschrift von Pfarrer Glogowatz in den Kirchenbüchern (Matricula, Pfarre Mannersdorf)

Foto 4: Ehem. Karmeliterkirche Wien-Leopoldstadt, ab 1901 letzte Wirkungsstätte von Pfarrer Glogowatz (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 5: Zeitungsartikel zum Tod von Pfarrer Glogowatz (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 6: Priestergrab von Pfarrer Johann Glogowatz, Friedhof Mannersdorf (Archiv Michael Schiebinger)