Online-Gschichtl Nr. 43

Feuer und Feuerwehr - Teil 1

Das Element Feuer hat die Menschen stets fasziniert, es war eine willkommene Licht- und Wärmequelle. Das Feuer barg aber auch Gefahren, Brände haben Mannersdorf mehrfach in seiner Geschichte heimgesucht. Seit gut 140 Jahren ist unsere Stadt aber in der glücklichen Lage zur Brandbekämpfung eine aus Freiwilligen gebildete Feuerwehr zu haben. Michael Schiebinger begibt sich heute auf einen zweiteiligen Rückblick in die Zeiten der Ortsbrände und der frühen Brandbekämpfung – hilfreich war dabei Heribert Schutzbiers Festschrift aus dem Jubiläumsjahr 1982 mit Vorarbeiten seines Vater Alois.

 

Mannersdorf war in der Geschichte durch seine Grenzlage immer wieder Gefahren der Brandschatzung ausgeliefert. Im Zuge der beiden Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683 war unsere Gegend Durchmarschgebiet. Es ist daher wahrscheinlich, dass es bereits 1529 in Mannersdorf zu entsprechenden Zerstörungen und Plünderungen kam. Auch 1605/06 kam es bei dem Einfall der Truppen von Stephan Bocskai, der als Fürst von Siebenbürgen gegen Habsburg kämpfte, zu Bränden in Mannersdorf und den anderen Herrschaftsorten. 1619 brannte Mannersdorf wiederum, diesmal zogen die Truppen von Gabriel Bethlen durch die Gegend und zettelten einen Aufstand der Ungarn gegen die Habsburger an. Im Zuge der Zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 geriet Mannersdorf abermals in Brand, der ganze Ort wurde von den Flammen verwüstet. Nach den Osmanen waren es dann die Kuruzzen, die als Aufständische von Ungarn her in die Herrschaft einfielen und 1704 wiederum Feuer legten – 174 Häuser, die Schule und die Kirche brannten damals ab.

 

Aber nicht nur von außen wurde die Feuergefahr nach Mannersdorf getragen, auch die Bürger selbst waren im Umgang mit dem Element mehrfach sorglos – ein Hauptproblem waren dabei die offenen Feuerstellen in den Häusern. 1584 traf es das alte Badegebäude, wo im Sommer gerade Hochsaison herrschte, es aber an Löschmitteln und -geräten fehlte. So griff der Badhausbrand auf die strohgedeckten Nachbarhäuser über und bahnte sich seinen Weg bis zum Sprenghof vor. Am 5. April 1713 brannten ganze 20 Häuser im Markt ab und am 9. August 1714 standen 12 Häuser in Flammen. 1723 folgte der nächste Ortsbrand, von der Hauptstraße aus wurden der Pfarrhof, das Badegebäude und weitere Häuser eingeäschert. Keine 20 Jahre später, 1741, brannten 57 Häuser nieder und am 3. August 1761 forderte der Ortsbrand 87 Häuser. Bei letzterem wurde der Deutsche Markt, die beiden Kirchengassen und die Pfarrkirche heimgesucht. Der Brand war um 6 Uhr abends im Haus Hauptstraße 23 ausgebrochen und zwar durch den Bäckereiofen des Peter Putz. Fatal war damals der Umstand, dass die Frucht noch nicht gedroschen in den Stadeln lag und dem Feuer viel Nahrung bot.

An der Fassade des Mannersdorfer Barockschlosses erhebt sich die qualitätsvolle Skulptur des hl. Florian, ein ungewöhnlicher Umstand, denn Schlösser des 18. Jahrhunderts waren mit Gestalten der Mythologie geschmückt, aber nicht mit Heiligen. Bedenkt man aber die bisherigen Ortsbrände, so versteht man, warum unter Gräfin Fuchs-Mollard das Abbild des Schutzpatrons gegen Feuer hier seinen Platz fand. Und so wacht der hl. Florian nun seit Jahrhunderten über das Schloss und den Ort.

 

Viele Häuser bestanden in der damaligen Zeit aus Holz oder waren in Teilen aus Holz errichtet. Besonders die Nebengebäude, wie die Stadeln oder Stallungen stellten Holzkonstruktionen dar. Aber auch die Dachstühle und die Dacheindeckung bestand aus brennbarem Holz und Stroh. Die Feuergefahr war allseits bekannt, so dass den Haushalten aufgetragen wurde, Löscheimer, Feuerpatschen, Leitern oder Feuerhaken bereit zu halten. Doch besonders am Land dauerte es lange, das Bewusstsein dafür zu bilden, deshalb wurden im 17. und 18. Jahrhundert wiederholt Feuerlöschordnungen erlassen, die für Städte und Märkte, folglich auch für Mannersdorf, galten. Auch Brandwachen wurden gebildet, die vier Märkte der Herrschaft Scharfeneck wurden 1784 sogar mit Feuerspritzen und anderen Löschgeräten ausgestattet. Und das machte sich bezahlt, denn am 18. Mai 1788 hatten unbekannte Täter in Mannersdorf Feuer gelegt. Mit Hilfe der Feuerspritzen aus Margarethen und Trautmannsdorf konnte der Brand auf 18 Häuser beschränkt werden. 1795 brannten wiederum 8 Häuser ab, während das Schloss bereits zwei Feuerspritzen besaß, die Leonische Fabrik im Badegebäude hatte immerhin eine Spritze und die Bürgerschaft verfügte sogar über einen Wasserwagen.

 

Im 19. Jahrhundert wurde die Feuergefahr nun auch bei der Errichtung von Gebäuden thematisiert. Zwar waren schon früh Baubestimmungen gegen die Brandgefahr erlassen worden, doch erst in der Bürokratie des Biedermeiers konnten diese durchgesetzt werden. So mussten bestimmte Bereich in Häusern eingewölbt werden und durften nicht mit Holzdecken versehen werden – selbst erste Fluchttreppen wurden nun bei öffentlichen Gebäuden vorgesehen. Trotz dieser Fortschritte kam es aber weiterhin zu Großbränden. Im Jahr 1817 brannte es sogar zweimal, im Februar traf es neun Häuser in der Neustift und im Juli waren es 27 Häuser im Kroatenmarkt. 1831, als man ohnehin mit der Cholera zu kämpfen hatte, wurden auch 56 Häuser im östlichen Teil des Marktes eingeäschert. Immerhin war die Mehrzahl der Gebäude bereits bei der 1825 eingeführten Feuer-Assekuranz versichert. Im Jahr 1841 kam es wiederum zu zwei Bränden, die diesmal auch den Pfarrhof und gut 30 andere Häuser betrafen. 1849 brannten 16 Häuser im Kroatenmarkt, 1852 wurde nochmals die Neustift eingeäschert und 1854 traf es die Untere Kirchengasse. Spätestens der Brand von 14 Häusern im Jahr 1865 musste den Verantwortlichen vor Augen führen, dass auch in Mannersdorf eine professionell organisierte Brandbekämpfung notwendig war. Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr sollten aber noch 20 Jahre vergehen, wie das nächste Mal berichtet werden wird.


Foto 1: Hl. Florian an der Schlossfassade, wacht über das Schloss und den Ort (Michael Schiebinger)

Foto 2: Mannersdorfer Pfarrkirche vor dem Brand von 1761, Freskodetail, Maria-Theresien-Saal, Schloss Mannersdorf (Helmut Mauthner)

Foto 3: Vorschrift zu feuerfesten Gewölben im Biedermeier (Wiener Zeitung vom 14. Dezember 1822)

Foto 4: Mannersdorf nach dem Ortsbrand von 1885 (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)