Online-Gschichtl Nr. 88

Bürgermeister Johann Kopf -Landwirtssohn mit Reisenberger Wurzeln

Die beiden Mannersdorfer Bürgermeister Franz Zerzawy und Josef Haidn wurden bereits vorgestellt, 2004 hat Hans Schwengersbauer einen Artikel zu Zerzawys Amtsvorgänger Alexander Seracsin verfasst. Mit Franz Parrer wurde von Helga Kusolitsch vor einigen Monaten ein Online-Gschichtl zum letzten Bürgermeister vor 1918 präsentiert. Nun ist es für Michael Schiebinger an der Zeit, weiter in der „Ahnenreihe“ zurückzugehen und sich in zwei Teilen Bürgermeister Johann Kopf zu widmen, der von 1904 bis 1916 amtierte.

 

Johann Kopf wurde am 16. August 1861 im Haus Nr. 12 (heute Hauptstraße 19) in Mannersdorf geboren, er war der Sohn des gleichnamigen Wirtschaftsbesitzers (Landwirt) und der Katharina Kopf. Vater Johann Kopf sen. war aus Reisenberg gebürtig und hatte 1858 nach Mannersdorf geheiratet – die Familie Kopf war bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Reisenberg ansässig. Johann Kopf sen. Gattin Katharina stammte aus der Mannersdorfer Schneidermeisterfamilie Kolb. 1859 bekamen Johann und Katharina Kopf ihr erstes Kind, ein Mädchen, das nach der Mutter Katharina getauft wurde. Als zweites Kind kam dann 1861 Johann zur Welt, der den Namen seines Vaters erhielt. 1863 folgte Tochter Magdalena und 1866 wurde Tochter Maria geboren, die jedoch als Kind mit sechs Jahren verstarb. 1870 folgte der zweite Sohn namens Franz, den es später nach Herrnbaumgarten ins Weinviertel verschlug. Im Jahr 1872 kam noch Sohn Anton zur Welt, mit ihm sollte sich später der ältere Bruder Johann jun. die Landwirtschaft der Eltern teilen. Johann Kopf jun. wuchs also in einer kinderreichen Bauernfamilie auf der Mannersdorfer Hauptstraße auf. Er besuchte die Schule und wird schon früh am Hof der Eltern mitgeholfen haben. Als ältester Sohn war es faktisch vorbestimmt, dass er den Hof später weiterführen sollte – eine andere Berufswahl außer Landwirt stand wohl nicht zur Debatte.

Im Heimatort lernte Johann Kopf jun. dann auch Franziska Ziegler kennen, die die Tochter des hiesigen Gastwirts Josef Ziegler war und 1871 geboren worden war. Johann wohnte im Elternhaus Hauptstraße 19, während Franziska gegenüber im 22er-Haus lebte, ihr Vater war ja der Pächter des Gemeindegasthauses. Am 23. November 1892 nahm Johann seine 10 Jahre jüngere Franziska zur Frau, die beiden wurden von Johann Glogowatz in der Mannersdorfer Pfarrkirche getraut. Bald stellte sich auch das Familienglück sein, das Paar bekam 1893 ihr erstes Kind, Tochter Franziska, die viele Jahre später Josef Gottschy heiraten sollte. 1895 folgte Tochter Maria, der aber nur ein kurzes Leben beschieden war. 1896 kam dann Sohn Johann (Hans) zur Welt – er sollte später Lehrer werden, aber nicht nur, denn Hans Kopf wurde ein bedeutender Mannersdorfer Heimatforscher. 1898 folgten noch Sohn Franz und 1902 Sohn Josef.

Die Familie betrieb damals nicht nur die Landwirtschaft, Johann Kopf (jun.) war auch als Kalkbrenner und Gemischtwarenhändler tätig. Der Kalkofen der Familie befand sich an der Steinbruchstraße bei der Einmündung des Filadroniweges und ist auf einem Foto überliefert. Zusätzlich war Kopf seit 1889 in der Gemeindepolitik tätig, wo er für die Christlich-Sozialen im Gemeindeausschuss saß. Im selben Jahr war Kopf zudem zum Feuerwehrhauptmann (Kommandant) gewählt worden, ein Amt, dass er sieben Jahr lang ausüben sollte. 1903 wurde Johann Kopf in den Vorstand der Mannersdorfer Raiffeisenkasse gewählt. Er war damals bereits Stellvertreter von Bürgermeister Josef Schuch, der sich damals in Wien einer schmerzhaften Operation zu unterziehen hatte, wie der Bezirksbote berichtete. Kopf war in jenen Jahren auch als Funktionär im Mannersdorfer Männergesangsverein aktiv. Im Dezember 1904 verstarb der langjährige Bürgermeister Josef Schuch, noch im selben Monat wurde Johann Kopf zu dessen Nachfolger in das Amt des Mannersdorfer Bürgermeisters gewählt.

Noch unter Bürgermeister Schuch kam in der Region die Idee auf, in Mannersdorf, wo seit 1884 die Lokalbahn endete, einen weiteren Eisenbahnanschluss zu schaffen. So sollte eine Strecke von Baden über Mannersdorf nach Bruck angelegt werden. Eine Petition wurde für das Projekt vorgelegt, doch hatte der Gemeinderat von Mannersdorf kein Interesse daran – das Projekt dürfte dann wieder in einer Schublade verschwunden sein. Wichtiger erschien den Gemeindevätern wohl der Ausbau der Straßen, noch 1904 wurde mit den Arbeiten an der Ortsdurchfahrt begonnen. Die zahlreichen Steinfuhrwerke hatten die Hauptstraße schwer mitgenommen. Nur der kurze Abschnitt zwischen Mühlgasse und Fabriksgasse war damals mit Granit gepflastert, der restliche Straßenverlauf verwandelte sich bei Nässe zu einer Schlammwüste. Bis 1905 wurde nun unter Bürgermeister Kopf „ein guter Kilometer“ Straße vom Einsereck bis hinunter zum Bahnhof mit gelben Klinkersteinen gepflastert – das ganze kostete fast 100.000 Kronen. Die Arbeiten wurden von fleißigen Italienern rasch umgesetzt, sie hatten bei der Schwemme eine Kochbaracke eingerichtet, die mit ihren fremden Gerüchen das Interesse der Kinder auf sich zog, wie Hans Kopf (Sohn des Bürgermeisters und Heimatforscher) es beschrieb. Die Arbeiter brachten den Kindern einige Worte Italienisch bei und schickten die „Piccoli“ dann um Wasser – für den Lieferdienst erhielten die Kinder einen Kreuzer Taschengeld.

 

Fortsetzung folgt …


Foto 1: Johann Kopf als Feuerwehrhauptmann, um 1900 (Festschrift 70 Jahre FF Mannersdorf, 1952)

Foto 2: Geburts- und Wohnhaus, Hauptstraße 19 (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 3: Rauchender Kalkofen der Familie Kopf beim Filadroniweg (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 4: Bürgermeister Johann Kopf als Ehrenhauptmann der Feuerwehr zwischen seinen beiden Nachfolgern Friedrich Sollak (li.) und Mathias Pillitsch (re.), 1907 (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)