Online-Gschichtl Nr. 110

Die Familien Kornmüller und Klimpke als Gründer von Wasenbruck - Teil 2

Im zweiten Teil des Online-Gschichtls widmet sich Michael Schiebinger nun der weiteren Geschichte der Familien Kornmüller und Klimpke.

 

Nach der Gründung der beiden Mühlen dies- und jenseits der Leitha stellte sich auch bald Nachwuchs ein. Im Juni 1857 kam in der „Neuen Mühle auf Reisenberger Gebiet“, also jener am linken Ufer, ein weiterer Sohn von Karl und Anna Klimpke zur Welt. Er erhielt den Namen Karl Borromäus, was darauf schließen lässt, dass sein 1847 noch in Trausdorf geborener, gleichnamiger Bruder frühzeitig verstorben sein dürfte. Karl Klimpke sen. war damals als Müllermeister bei seinem Schwiegervater Jakob Kornmüller beschäftigt, war also zwischenzeitlich mit seiner Familie aus Wimpassing zugezogen. Im Jänner 1860 folgte dann in der Mühle die Geburt von Tochter Maria.

Am 18. November 1861 nahm Mathias Kornmüller, der Sohn von Jakob und Anna, in der Pfarrkirche Reindorf (heute Wien 15) die 14 Jahre jüngere Hedwig Göttler zur Frau – diese stammte aus Fünfhaus. Hedwig dürfte dann zu ihrem Mann in die Wasenbruckmühle gezogen sein. Im Jahr 1862 wurde, wie Hans Schwengersbauer ausführte, der Besitz von Jakob Kornmiller geteilt – dies dürfte wohl in Folge von Mathias Heirat geschehen sein. Sohn Mathias erhielt nun die Mühle am rechten Ufer auf Mannersdorfer Gemeindegebiet und Karl und Anna Klimpke übernahmen die Mühle am linken Ufer auf Reisenberger Gemeindegebiet.

In der Wasenbruckmühle Nr. 286 kam am 13. Februar 1864 Hedwig Anna, die Tochter von Mathias und Hedwig Kornmüller zur Welt und wurde am Folgetag in Pischelsdorf getauft. Im Jänner 1865 folgte Tochter Aloisia Leopoldina und noch im Dezember des gleichen Jahres Tochter Maria Margaretha, die jedoch nach wenigen Tagen an einer Darmentzündung verstarb. Vater Mathias schien damals noch als Müllermeister auf, bei der Geburt von Tochter Leopoldina im Jahr 1869 wurde er dann auch als Besitzer der Wasenbruckmühle bezeichnet.

Im November 1866 verstarb das Familienoberhaupt Jakob Kornmüller mit 73 Jahren „allseits geachtet“ in Wampersdorf. Dorthin dürfte er sich wohl nach der Übergabe der beiden Wasenbrucker Mühlen an Sohn Mathias und Schwiegersohn Karl zurückgezogen haben. Jakobs Gattin Anna war bereits 1864 mit 69 Jahren verstorben. Die Wampersdorf Mühle übernahm zunächst Jakobs ledige Tochter Katharina, die sich gegenüber den Armen und der Pfarrkirche des Ortes besonders wohltätig zeigte – sie verstarb im April 1884 mit 59 Jahren.

Im Jahr 1875 heiratete Eduard Klimpke, der Sohn von Karl und Anna, im Alter von 24 Jahren in Pischelsdorf Maria Glöckler. Eduard war damals Müllermeister in Wampersdorf, wo er den Kornmüllerschen Familienbetrieb fortführte und sogar Bürgermeister des Ortes wurde. Seine Braut Maria stammte aus Hollenstein an der Ybbs und war die Tochter des dortigen Kaufmanns und Postmeisters Josef Glöckler. Als Trauzeuge fungierte zudem Jakob Wohlrab, Mühlenbesitzer aus Reisenberg. Eduard und Maria Klimpke bekamen noch 1876 mit Eduard Karl ihr erstes Kind, 1877 folgte Tochter Maria Konstantia, 1879 Sohn Josef und 1880 Sohn Karl. Nach 1900 schien Eduard das Müllerhandwerk aufgegeben zu haben, die Wampersdorfer Mühle wurde von Johann Reischl und seiner Gattin Leopoldine übernommen. Die Wampersdorfer Klimpkes zogen offenbar nach Münchendorf, wo Eduard als Gemeindesekretär wirkte und 1911 an den Folgen einer Operation verstarb. Eduards Gattin Maria waren noch einige Jahre vergönnt, sie verstarb 1925 im Spital von Blumau-Neurißhof und wurde bei ihrem Mann in Münchendorf beigesetzt.

Zurück nach Wasenbruck, wo am 25. Jänner 1878 der Besitzer der linksufrigen Mühle, Karl Klimpke sen., im Alter von 67 Jahren an einem Lungenödem verschied und zwei Tage danach am Pischelsdorfer Friedhof beigesetzt wurde. Am 8. Oktober 1878 verstarb dann auch noch Jakob, der ledige Sohn der Klimpkes, mit nur 29 Jahren an Lungentuberkulose und wurde ebenso in Pischelsdorf bestattet.

Die Wasenbrucker Klimpkes schienen eine gutbürgerliche Familie gewesen zu sein und waren mit der Mannersdorfer Apothekerfamilie Tacina eng befreundet. Karl jun. und seine Schwester Maria, die „Klimpke Marie“ wie Albert Schatek schrieb, kamen oft mit ihrem Wagen nach Mannersdorf. Karl jun. schien ein sehr geselliger Mensch gewesen zu sein, während sich sein Freund, der junge Apotheker Paul Tacina, in Marie Klimpke verschaut hat. Aus der Liebe wurde aber nichts, da sich Marie mit dem Arzt der Marientaler Spinnfabrik vermählte. Wie Schatek betonte, dürfte die Ehe allerdings wenig glücklich gewesen sein, da Maries Gatte äußerst untreu war. Marie kam aber weiterhin zu Besuchen zur Familie Tacina nach Mannersdorf.

In den Monaten Juni und Juli des Jahres 1880 wurde eine wissenschaftliche Grabung am „Tumulus“ an der Leithabrücke vorgenommen, sprich das Türkenbergl wurde näher untersucht. Der künstlich aufgeschüttete Hügel bestand aus Erde, Lehm und Sand, auch Asche- und Kohleschichten fanden sich – Quadersteine, Bronzegefäße und Scherben kamen überdies zum Vorschein. Grabungsleiter Heger wurde bei der Unternehmung besonders von Mühlenbesitzer Mathias Kornmüller unterstützt.

1881 erwarb dann Johann Schrantz von Mathias Kornmüller die Wasenbruckmühle am rechten Ufer und suchte 1882 um Betriebsbewilligung für die „Erste Belgisch-Österreichische Mechanische Filztuchfabrik für Papierfabrikation“ an. Zur Errichtung des Betriebsgeländes wurden neben der Mühle auch Teile der gemeindeeigenen Hutweide angekauft. Im Jahr 1884 übernahm die Firma Hutter und Schrantz den Betrieb, der weiterhin Filztücher für die Papierproduktion herstellte.

Nach der Aufgabe und dem Verkauf seiner Mühle blieb Mathias Kornmüller offenbar zunächst mit seiner Familie in Mannersdorf, wo er im April 1891 im Haus Hr. 203 verstarb und am hiesigen Ortsfriedhof seine letzte Ruhe fand. Seine Witwe Hedwig ging mit der Familie dann wieder nach Fünfhaus (Wien 15) zurück, wo sie herstammte. Im März 1917 verstarb Hedwig Kornmüller mit 84 Jahren in der Fünfhauser Clementinengasse, sie wurde nach Mannersdorf überführt und am hiesigen Friedhof bei ihrem Gatten beigesetzt. Kaum zwei Jahre später verstarb auch ihre gleichnamige Tochter Hedwig Anna mit 55 Jahren in der Wohnung in der Clementinengasse an Lungentuberkulose und wurde ebenso in Mannersdorf beerdigt.

 

Während die eine Mühle aufgegeben wurde und dort die Filztuchfabrik entstand, blieb jene am linken Ufer, also auf Reisenberger Seite, weiter in Betrieb und wurde von der Familie Klimpke fortgeführt. Nachdem Karl Klimpke sen. und Sohn Jakob 1878 verstorben waren, dürfte Sohn Karl Borromäus jun. die Mühle wenige Jahre später übernommen haben – er war 1860 geboren worden und erreichte 1884 die damals gültige Großjährigkeit von 24 Jahren. In dieser Zeit scheint auch ein Franz Klimpke als Mühlbesitzer auf, es könnte sich um einen Bruder von Karl jun. gehandelt haben, der womöglich an der Geschäftsführung beteiligt war. Karl jun. und/oder Franz dürften den Betrieb modernisiert haben, da nun von einer „Kunst- und Lohnmühle“ gesprochen wurde. Der Begriff „Kunstmühle“ stand damals für moderne, nach der „Kunst der Technik“ betriebene Mühlen. In der „Lohnmühle“ konnten auch Betriebsfremde ihr Mahlgut gegen Gebühr (Lohn) verarbeiten lassen. Die Müllermeister waren in den 1890er-Jahren im Umfeld der linksufrigen Mühle wiederholt auf archäologische Funde gestoßen. Auch war Karl jun. ein passionierter Jäger, wie der Bezirksbote 1903 berichtete, und ging gerne auf Schnepfenjagd. Als Funktionär wirkte er zudem, im Niederösterreichischen Mühlenverband mit, dessen Ehrenobmann Heinrich Polsterer war. Klimpkes Mutter Anna, die Witwe von Karl sen., wohnte ebenso in der linksufrigen Mühle. Dort verstarb sie 1907 im hohen Alter von 87 Jahren und wurde im Pischelsdorfer Familiengrab beigesetzt. Noch 1930 schien Karl Klimpke jun. als Mühlenbesitzer in Wasenbruck auf, auch nach dem Zweiten Weltkrieg scheint die Klimpkemühle noch bestanden zu haben, da es dort 1946 zu einem Schweinediebstahl gekommen war. Über das Ende des Müllerhandwerks am linken Wasenbrucker Ufer ließ sich leider bisher nichts herausfinden.


Foto 1: Die beiden Mühlen an der Wasenbrücke, 1873 (Franzisko-Josephinische Landesaufnahme)

Foto 2: Reindorf (Wien 15), hier heiratete Mathias Kornmüller Hedwig Göttler, die aus dem benachbarten Fünfhaus stammte (Wien Museum Online Sammlung, 234724 1-2, Sperlings Postkartenverlag, 1900-05, CC0)

Foto 3: Die Filztuchfabrik von Hutter und Schrantz, die an Stelle der rechtsseitigen Mühle entstanden war (ÖNB/AKON, AKON_AK008_085_1906)