Online-Gschichtl Nr. 163

Das Postwesen in Mannersdorf - Teil 1

Michael Schiebinger befasst sich diesmal in zwei Teilen mit dem Postwesen in Mannersdorf. Bei den Recherchen wurde er dankenswerter Weise von Christl und Hans Amelin, der Familie Wiener und anderen mit Hinweisen und Fotos unterstützt.

 

Das Postwesen ist an sich sehr alt und bestand bereits im Mittelalter, wurde aber damals vor allem von den Herrscherhäusern und dem Adel genutzt. In den habsburgischen Ländern war die Abwicklung des Postverkehrs an Private ausgelagert, die damit gut verdienten. Erst im 18. Jahrhundert kam es zu einer schrittweisen Verstaatlichung des Postwesens und auch vertraute Dinge wie der Poststempel hielten Einzug. Im Jahr 1800 zählten Mannersdorf und die anderen Orte der Herrschaft Scharfeneck zum Gebiet der Poststation Wimpassing. Diese lag wiederum an der Postlinie, die von Wien über Achau, Großhöflein nach Sopron/Ödenburg führte und mittels Postkutschen bedient wurde. Von Wimpassing war der Markt Mannersdorf in drei Stunden zu erreichen, die Verteilung der Poststücke erfolgte mittels Fußboten, Ritten oder gelegentlichen Fahrten. Hans Schwengersbauer konnte 2008 herausfinden, dass bereits von 1838 bis 1844 im Markt eine Briefsammelstelle existierte. Die Briefe wurden in diesen sechs Jahren in Mannersdorf abgeholt und gesammelt zum Postamt nach Fischamend gebracht.

Nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie von Wien über Bruck nach Györ/Raab wurde diese auch für den Postverkehr genutzt. Eine erste „Postexpedition“ wurde in Trautmannsdorf eingerichtet. Nachdem der dortige Leiter Jakob Czüpa 1863 verstorben war, witterten die Bürgermeister der Nachbargemeinde ihre Chance, auch in Götzendorf eine solche Verteilstation zu erhalten. Tatsächlich gelang es im November 1863 in Götzendorf im Haus des Anton Danzinger eine Postexpedition zu eröffnen, von der aus Götzendorf, Pischelsdorf und Mannersdorf bedient wurden. Hof und Au wurden hingegen weiterhin aus Wimpassing mit Post versorgt. Zum ersten Postmeister von Götzendorf wurde Anton Westermayer ernannt.

Im Jahr 1879 bekam Mannersdorf sein erstes eigenes Postamt für Brief- und Fahrpostdienste, wie der sog. „Postalmanach“ Auskunft gibt. Das Postamt erhielt auch die Orte Hof und Au als Zustellgebiete zugewiesen. Von der Postexpedition am Götzendorfer Bahnhof erfolgte eine tägliche Postbotenfahrt nach Mannersdorf. Mit der Eröffnung der Lokalbahn Schwechat-Mannersdorf wurde auch diese in das Verteilernetz der „Bahnpost“ integriert. Als erster k. k. Postmeister von Mannersdorf fungierte Josef Tschadek, dem Hans Schwengersbauer bereits 2008 einen Beitrag widmete. Tschadek war Jahrgang 1832 und ein gebürtiger Mannersdorfer. Nach seinem Schulbesuch in Bruck und dem Militärdienst, war er von 1859 bis 1877 Leibjäger von Gustav von Wasa. Nach dem Tod seines Dienstherrn suchte Tschadek im Jänner 1879 um Verleihung der Poststelle in Mannersdorf an, die es noch zu errichten gab. Die Postmeistersstelle im Markt war eine nicht-staatliche, sie wurde daher an Privatpersonen verliehen – es kamen folglich noch keine Verwaltungsbediensteten zum Einsatz. Wo das erste Mannersdorfer Postamt untergebracht war, konnte bisher nicht eruiert werden. K. k. Postmeister Tschadek war seit 1871 verheiratet und leitete das Postamt bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1893. Er verstarb 1901 im Alter von 69 Jahren, erlebte folglich nicht mehr die Geburt seines Enkelsohnes Otto Tschadek, dem nachmaligen Politiker.

In Mannersdorf wurde Johann (Hans) Schäffer 1893 nach Josef Tschadeks Pensionierung k. k. Postmeister. Schäffer war 1868 in Čejč/Czejtsch in Mähren geboren worden und scheint über seinen gleichnamigen Verwandten, den Steinmetzmeister Johann Schäffer, nach Mannersdorf gekommen zu sein. Im Jahr 1895 vermählte sich Schäffer mit Josefa, der Tochter des Mannersdorfer Arztes Dr. Josef Wache.

Rings um Mannersdorfer hatte sich indes das Postwesen gehörig weiterentwickelt. 1889 wurde in Sommerein ein eigenes Postamt errichtet, 1893 entstand eines in Pischelsdorf. 1894 wurde das Mannersdorfer Postamt wiederum in das Telegrafennetz integriert, die Leitung wurde von Margarethen über Götzendorf in den Markt verlegt. 1899 wurde im Nachbarort Hof ein eigenes Postamt eröffnet, das 1911 auch an das Telegrafennetz angebunden wurde. Das Hofer Postamt war von nun an auch für die Zustellung in Au zuständig. Während der NS-Zeit hatte Au sogar ein eigenes Postamt, ehe der Ort 1948 wieder postalisch an Hof gebunden und zu einer einfachen „Poststelle“ umgewandelt wurde.

 

Fortsetzung folgt …

Foto 1: Postillion und Bote um 1700 (Abraham à Santa Clara, Etwas für Alle Stands- Ambts- Bewerbs-Persohnen, 1699)

Foto 2: Stempel des Postamtes Götzendorf von 1878, als Mannersdorf noch zum dortigen Zustellgebiet zählte (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 3: Stempel des Postamtes Mannersdorf von 1880, das ein Jahr zuvor gegründet worden war (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 4: Ein Mannersdorfer Briefträger anno dazumal (Archiv Stadtmuseum Mannersdorf/Karl Trenker)

Foto 5: Postzustellung zur Jahrhundertwende mittels Fahrrad (Archiv Stadtmuseum Mannersdorf/Karl Trenker)