Online-Gschichtl Nr. 164

Das Postwesen in Mannersdorf - Teil 2

Im zweiten Teil des Online-Gschichtls widmet sich Michael Schiebinger diesmal der weiteren Entwicklung des Mannersdorfer Postwesens ab der Jahrhundertwende.

 

1907 kam Johann Brunner, bisher k. k. Postmeister in Niederkreuzstetten, nach Mannersdorf um hier Nachfolger von Johann Schäffer zu werden. Im Jahr 1908 errichtete der Mannersdorfer Baumeister Friedrich Sollak sen. für den nunmehrigen k. k. Postmeister Johann Brunner ein villenartiges Landhaus an der Sommereinerstraße 2. Brunner wurde 1876 in Vlasatice/Wostitz in Mähren geboren und nahm 1906 in Niederkreuzstetten Magdalena Seltenhammer zur Frau. Brunner dürfte nur wenige Jahre in Mannersdorf als Postmeister gewirkt haben, da er 1913 bereits am Standort Liesing zum Oberpostmeister ernannt wurde – er verstarb 1951 in Mödling. Der stattliche, qualitätsvolle Bau an der Sommereinerstraße 2 ist bis heute erhalten und wurde stilistisch in einer Mischung aus späthistoristischen Formen und Elementen der sog. Heimatstilarchitektur ausgeführt. Das Gebäude war aber nicht nur Wohnhaus des k. k. Postmeisters, sondern nahm auch das Post- und Telegrafenamt auf. Eine zeitgenössische Fotografie zeigt Baumeister Sollak mit Postmeister Brunner vor dem Landhaus, am Gartentor ist ein Postkasten erkennbar und am Dach befand sich der Telegrafen- bzw. Telefonleitungsmast. Noch 1909 war Mannersdorf über Götzendorf an das „interurbane“ Telefonnetz angeschlossen worden. Bereits zwei Jahre zuvor hatte das Zementwerk einen Telefonanschluss erhalten.

Nach Johann Brunners Abgang nach Liesing wurde Eugen Eduard Hammer 1914, also zu Beginn des Ersten Weltkrieges, neuer k. k. Postmeister in Mannersdorf. Hammer wurde 1874 in Wien-Währing geboren und war seit 1903 im Postdienst tätig. 1913 ehelichte er im Wiener Stephansdom Pauline Stahl, im Folgejahr kam ihr gemeinsamer Sohn Herbert Johann bereits in Mannersdorf zur Welt. Eugen Hammer wirkte zumindest bis zum Ende der Monarchie in Mannersdorf und war in den 1920er-Jahren in einer höheren Position in der Postdirektion beschäftigt – er verstarb im Jahr 1945 in Wien.

Mit der Gründung der Ersten Republik wurde auch das Postamt Mannersdorf in die staatliche Post- und Telegraphenverwaltung integriert und fortan von Postbeamten verwaltet. 1932 wurde das Landhaus in der Sommereinerstraße, in dem das Post- und Telegrafenamt untergebracht war, von Franz Weninger erworben, der hier seinen Handel mit Ferkeln ausübte – das Haus ist noch heute im Eigentum seiner Nachkommen. Spätestens mit dem Verkauf des Hauses übersiedelte das Postamt in das Buchberger-Wirtshaus gegenüber dem Mannersdorfer Schloss, wo die Amtsräume rechts des Einganges untergebracht waren. Damals amtierte Postamtsleiter Fodermayer, während die Briefträger ihrer Tätigkeit noch weitgehend nebenberuflich nachgingen. Wasenbruck wurde in der Zwischenkriegszeit weiterhin vom Postamt Götzendorf betreut, Briefträger Mathias Schachinger erhielt für seine Botengänge in den Fabriksort im Wirtshaus stets einen Teller Suppe spendiert. Später war dann Michael Wurm der für Wasenbruck zuständige Briefträger und blieb dies bis 1976.

Während der NS-Zeit war auch das Mannersdorfer Postamt in das System der Deutschen Reichspost integriert. Nach der Befreiung von der NS-Herrschaft brauchte es noch bis Oktober 1945, bis wieder ein geordneter Postdienst in Österreich möglich war. Ab den späten 1940er-Jahren wurde das Mannersdorfer Schloss schrittweise saniert und 1952 als Sitz der Gemeindeverwaltung bezogen. Auch das Postamt wurde nun in den Erdgeschossräumen des Schlosses rechts der Einfahrt untergebracht. Zunächst amtierte dort Postamtsleiter Othmar Hauschild, der 1908 in Wien geboren wurde und mit seiner Familie nach Götzendorf zuzog. In den 1930er-Jahren begann er im Nachbarort als „Postaustragbediensteter“ und ehelichte 1937 Hermine Niklosch. Nach 1945 kam er dann nach Mannersdorf, wo er dem Postamt bis 1959 vorstand und nach dienstlichen Verfehlungen die Leitung abgeben musste – Hauschild verstarb 1968.

Als Postamtsleiter folgte nun Adolf Wiener nach, der den Mannersdorfern noch heute in bester Erinnerung ist. Er wurde 1925 geboren und war aus Sommerein gebürtig, nach dem Kriegsdienst wurde er zunächst Mitarbeiter am Postamt Potzneusiedl. 1948 wechselte er an das Postamt Göttlesbrunn und wurde 1949 er mit der Leitung des Postamtes Sommerein betraut. Mit seiner Familie übersiedelte Wiener einige Jahre später nach Mannersdorf, nachdem er 1955 an das hiesige Postamt geholt wurde. Als geselliger Mensch sorgte er dafür, dass am Postamt Weihnachts- und Faschingsfeiern organisiert und dabei auch die Kunden entsprechend eingebunden wurden. Mit der Einführung der vierstelligen Postleitzahlen erhielt Mannersdorf am 1. Jänner 1966 seine „2452“ zugewiesen. In den 1970er-Jahren entstand an der Hintausstraße ein eigenes Wählamt für das wachsende Telefonnetz, das für die dortige Siedlungsstraße sogar namensgebend wurde. Dennoch besaßen damals nur wenige Mannersdorfer Haushalte einen eigenen Telefonanschluss. So musste man sich für die wenigen Anrufe in das Postamt oder in die Telefonzelle beim Schloss begeben. Erst nach und nach bekamen die Haushalte eigene Telefonanschlüsse, oft die bekannten „Vierteltelefone“ (Gemeinschaftsanschluss), wo sich vier Nachbarn einen Anschluss teilen mussten und mit viel Glück eine freie Leitung erwischten.

 

1983 trat Adolf Wiener in den Ruhestand und widmete sich nun stärker den Mannersdorfer Naturfreunden – er verstarb im Jahr 2000. Bereits im Jahr 1983 wechselte Wasenbruck von Götzendorf in den Zustellbezirk des Postamts Mannersdorf. Auf Adolf Wiener folgte Richard Hemmer (*1953) als Postamtsleiter, er sollte später Bürgermeister von Bruck werden. Nach ihm übernahm Sonja Greiner die Leitung des Mannersdorfer Postamts, nachdem sie bereits bis 1983 dem Götzendorfer Postamt vorgestanden hatte. In den 1990er-Jahren wurde die Post- und Telegraphenverwaltung auch in Österreich aufgelöst, die Österreichische Post AG wurde als Unternehmen gegründet und später privatisiert. Aus dem einstigen Postamt Mannersdorf war nun eine Postfiliale geworden, die eine Zeit lang von Robert Rencher geleitet wurde. Im Juni 2016 wurde, wie so viele andere, auch die Postfiliale Mannersdorf geschlossen. Seitdem ist in der Trafik von Martina und Anton Steinböck ein Postpartner-Standort untergebracht.

Foto 1: Das Post- und Telegraphenamt in der Sommereinerstraße, um 1908 (Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 2: Mannersdorfer Poststempel von 1903 (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 3: Das Postamt im rechten Flügel des Schlosses, um 1960 (Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 4: Das Mannersdorfer Postamt zum Fasching 1979 (Familie Wiener)

Foto 5: Postamtsleiter Adolf Wiener zum Fasching mit Frau Jagoditsch (Sgraffitohaus) (Familie Wiener)