Online-Gschichtl Nr. 36

Die Theatersektion Mannersdorf in der Nachkriegszeit

Über die lokale Theatergeschichte wurde ja vor einigen Wochen bereits berichtet, nun ist es an der Zeit, sich dem Theaterspiel des 20. Jahrhunderts zu widmen. Michael Schiebinger wurde dazu eine Zusammenstellung zur Tätigkeit der Theatersektion zur Verfügung gestellt, die 1989 anlässlich des 90. Geburtstages von Josefa Kusolitsch als Ehrengabe entstanden war.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der NS-Herrschaft konnte sich in Mannersdorf die Theatersektion der SPÖ neu gründen. Die erste Theateraufführung der Nachkriegszeit fand von 27. bis 29. Juli 1946 im Saal des Gasthauses Kopper statt. Das Stück „Die Liab am Almsee“ wurde unter der Regie von Julianne Pick mit 12 Laienschauspielern, darunter Rosl Pretsch als Seewirtin, dargeboten und stieß beim Publikum auf „außerordentlichen Beifall“, wie berichtet wurde. Gerade in den ersten Jahren nach Krieg und Zerstörung sehnten sich auch die Menschen in Mannersdorf nach Zerstreuung und Ablenkung – da waren heitere Theaterstücke äußerst willkommen. Der Erfolg spornte die Theatersektion an, sodass im Dezember 1946 mit „Der rote Winkel“ bereits eine nächst Produktion umgesetzt wurde. Die Liste der Schauspieler zeigt, dass viele bekannte Familien beteiligt waren: Eibl, Hiermann, Urban, Radl, Pick, Sauer, Kusolitsch und Wonisch. Unter der Regie von Julianna Pick folgte 1947 das Bauernstück „Das Heiratsfieber“, u.a. mit Josefa Kusolitsch und Josef Benke in der Besetzung. Die erfolgreiche Inszenierung sorgte für ein Gastspiel in Wasenbruck, wo das Stück ebenfalls auf gute Kritik stieß. 1948 folgte die „Vorstadtkomödie“ von Hans Schubert in gewohnter Besetzung – diesmal war das Publikum schon kritischer und war geteilter Meinung. Das Stück war in Wien auf große Begeisterung gestoßen, konnte aber in Mannersdorf nicht ganz an diesen Erfolg anschließen. In der Zeitungskritik wurde die Leistung der Schauspieler aber dennoch gewürdigt und auch die musikalische Umrahmung durch das Trio Benkö-Kaindelbauer-Schiebinger gelobt. Im Folgejahr durften dann die Mannersdorfer Nachwuchsschauspieler ihr Können mit drei Einaktern unter Beweis stellen, der Kopper-Saal war voll besetzt und mit 2,50 Schilling Eintritt war man dabei. Im selben Jahr gelangte auch das Stück „Die drei Dorfheiligen“ zur Aufführung, der Saal war abermals ausverkauft, mit den positiven Kritiken habe man den „Ruf der Theatersektion wieder hergestellt“, wie angemerkt wurde. In einem Zeitungsartikel wurde das hohe Niveau hervorgehoben, das als „Kulturarbeit“ jenseits von „Kitsch und Schand“ angesehen wurde. Für den Muttertag des Jahres 1949 wurde dann auch noch „Am Tage des Gerichts“ von Peter Rosegger von Josefa Kusolitsch inszeniert, das Bühnenbild lieferte Sepp Hahn und das berühmte Salonorchester sorgte für die musikalischen Einlagen. Und das „Glanzjahr“ 1949 war noch nicht zu Ende, denn auch Paul Löwingers „Wastl unter den Räubern“ wurde mit 25 Schauspielern zu einem heiteren Erfolg. Genauso wie „Besuch in der Laurenzinacht“, eine weitere Regiearbeit von Josepha Kusolitsch. Im Dezember klang das Theaterjahr noch mit „Die Buschliesl“ aus, bei der Hermine Klementschitz die Hauptrolle zukam. Auch die Professionalität der Laienschauspielertruppe konnte weiter gesteigert werden, nun gab es mit Karl Friedrichkeit einen Bühnenmeister und mit Marie Horvarth eine Soffleuse.

1950 stand „Der Haupttreffer“ am Spielplan der Theatersektion, mit Franz Beneder und Maria Radl in den Hauptrollen – es wurde ein echter „Lacherfolg“. Im Mai des Jahres kam „Die Ausnehmerin“ zur Aufführung, diesmal mit Hans Wonisch und Rosl Pretsch als Tennhofbauer und dessen Mutter. Mit „Fahr‘ ma Euer Gnaden“ blickte man thematisch wiederum in die Zeit der Jahrhundertwende zurück – passende Kostüme und ein zeitentsprechendes Bühnenbild verstärkten das Bild vom Vorstadtidyll. Im Jänner 1951 wurde dann ein „Bunter Abend“ mit dem Salonchorester, der Jazzkapelle und der Schuhplattler-Tanzgruppe von Herrn Magerl geboten – daneben fielen die Soloauftritte der auch sanglich begabten Theatersektionsmitglieder auf. Im April folgte „Das Dreidirndlhaus“ zu dem es eine keck-pointierte Zeitungskritik gab, so habe Herta Hummel für die Rolle der bissigen Bürgermeistergattin über ein „gesundes Goscherl“ verfügt und Ernstl Pillitsch habe mit dem „derben Viehhändler“ endlich die zu ihm passende Rolle gefunden. Ein Stromausfall zu Beginn des Stückes brachte übrigens das Salonorchester zum Schwitzen, da die Musiker im Dunkeln nicht die richtigen Noten trafen. „Das Trauringerl“ und „Der glückliche Familienvater“ wurden wie gewohnt von Josefa Kusolitsch inszeniert und mit Bühnenbildern von Sepp Hahn versorgt, daneben fungierte Schuldirektor Josef Möslinger seit einiger Zeit als musikalischer Leiter.

Im Winter 1951/52 ging die Theatersektion mit der Operette „An der schönen blauen Donau“ sogar auf eine kleine Tournee. Nach drei Abenden in Mannersdorf wurde das Stück auch in Hof, Reisenberg und Götzendorf gezeigt. In der Zeitungskritik wurden die Schauspieler und das Salonorchester unter Karl Schiebinger besonders gelobt. Der Auswärtserfolg spornte weiter an, denn im April 1952 wurde das Stück „Vroni Mareiter“ nicht nur in Mannersdorf, sondern auch in Götzendorf gezeigt. 1953 gab Franz Beneder den Oberförster und Josef Hummel den Gutsverwalter im Lustspiel „Engel in der Hölle“. „Das goldene Glöckerl“ und „Die hölzerne Jungfrau“ folgten 1954. Im Staatsvertragsjahr 1955 wurde das Singspiel „Das Schwalberl“ geboten. In den folgenden Jahren kam nun auch eine neue Schauspielergeneration zum Einsatz und löste die Besetzung der Nachkriegsjahre teilweise ab. Die ersten zehn Jahre nach der Neugründung der SPÖ-Theatersektion waren folglich eine „Glanzzeit“ des Mannersdorfer Theaters und ein wichtiger Zeitabschnitt der lokalen Schauspieltradition


Foto 1: "Die hölzerne Jungfrau", aufgeführt 1954 (Archiv Karl Trenker)

Foto 2: Programm aus dem Jahr 1952 (Zusammenstellung zu den Stücken der Theatersektion)

Foto 3: Programm aus dem Jahr 1950 (Zusammenstellung zu den Stücken der Theatersektion)

Foto 4: "Die Buschliesl", aufgeführt 1949 (Zusammenstellung zu den Stücken der Theatersektion)

Foto 5: Muttertagsaufführungen 1949 (Zusammenstellung zu den Stücken der Theatersektion)