Online-Gschichtl Nr. 49

Pfarrer Josef Kopetzky

Die Serie der Lebensporträts der Mannersdorfer Pfarrer wird von Michael Schiebinger weiter fortgesetzt, diesmal ist Josef Kopetzky an der Reihe. Er wurde hier Pfarrer, nachdem Emil Pursch im August 1905 nach Atzgersdorf gegangen war.

 

Josef Kopetzky (auch Kopecky) wurde 31. Jänner 1865 im Vorort Hatschein/Hejčín bei Olmütz in Mähren geboren. Er war das uneheliche Kind des „Musicus“ Johann Kopetzky, der aus Reschitza/Reșița im Banat (heute Rumänien) stammte, und der Juliana Heiduk, einer „Schuhmachermeisterstochter“. Die Eltern sollten die Eheschließung später nachholen und ihr Sohn wurde offiziell als eheliches Kind legitimiert. Josef dürfte wohl in Olmütz die Schule besucht haben, die Residenzstadt der mährischen Fürsterzbischöfe war zweifelsohne ein guter Ausgangspunkt für eine geistliche Laufbahn. Zum Theologiestudium kam wohl auch Josef Kopetzky in die Haupt- und Residenzstadt, wo er am 25. Juli 1889 im Stephansdom zum Priester geweiht wurde. Zunächst wirkte er als Kaplan und wurde im Jahr 1894 zum Pfarrer von Engelhartstetten im Marchfeld berufen. Dort sollte er ganze 11 Jahre wirken, ehe er 1905 die Pfarrstelle in Mannersdorf antrat.

Am 8. Mai 1912 kam hoher Besuch in die Pfarre Mannersdorf, Fürsterzbischof Franz Kardinal Nagl besuchte den Marktflecken. Von Bürgermeister Johann Kopf und Pfarrer Josef Kopetzky begrüßt wurde der hohe Gast sodann in die Pfarrkirche begleitet, wo er 172 Anwesenden das Sakrament der Firmung spendete. Nach der Visitation der Pfarre und einem Mittagsmahl begab sich der Fürsterzbischof in sämtliche Nachbarpfarren.

In Josef Kopetzkys Amtszeit fällt auch der Blitzeinschlag und der daraus resultierende Brand des Mannersdorfer Kirchturmes. Dieser musste anschließend von Baumeister Friedriech Sollak wiederhergestellt werden und auch die beim Brand geschmolzenen Glocken musste man ersetzen. Im Oktober 1913 kamen die neugegossenen Glocken nach Mannersdorf und wurden von Pfarrer Kopetzky geweiht.

Unter Kopetzky bestand sogar ein eigener „Katholischer Schulverein“ mit 170 Mitgliedern, der sich zur jährlichen Hauptversammlung im Gasthaus Nemetschek traf und bei dem der hochwürdige Herr als Kassier-Stellvertreter fungierte, während Kooperator Johann Schweinberger sogar als Schriftführer agieren durfte. 1915 hielt Pfarrer Kopetzky anlässlich der Vereinszusammenkunft, dem Zeitgeschehen folgend, eine Rede zu Krieg und „unseren Pflichten in diesen schweren Zeiten“. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Pfarrer dabei keine kritische Auseinandersetzung suchte, sondern, wie große Teile des Klerus, für den Krieg Stimmung machte. Das alte Band von Thron und Altar war weiterhin eng gebunden und der Hurrapatriotismus war noch in weiten Bevölkerungskreisen verbreitet – dies sollte sich erst mit dem Fortgang des Ersten Weltkrieges ändern. In der Pfarrkirche hielt Josef Kopetzky regelmäßige abendliche „Kriegsandachten“, bei denen er gerne auch selbst als Organist wirkte. Und wenn wieder ein Mannersdorfer „Für Kaiser und Vaterland“ gefallen war, dann hielt Pfarrer Kopetzky eine „ergreifende“ Totenrede, wie der Brucker Bezirksbote zu berichten wusste.

Sein musisches Talent, das ihm wohl durch den Vater in die Wiege gelegt war, brachte Hochwürden auch bei der Förderung der Pfarrjugend ein, indem er Mädchen und Jungen Gesangsunterricht erteilte. Neben der Funktion im Schulverein war Pfarrer Kopetzky überdies in weiteren Vereinen aktiv tätig und hatte zudem einen Sitz im Vorstand der Mannersdorfer Sparkasse. Dieses gesellschaftlich-politische Engagement von Geistlichen war damals vollkommen üblich, sorgte aber auch mitunter zu gewissen Spannungen jenseits des konservativen Lagers.

Elf Jahre lang wirkte Josef Kopetzky als Pfarrer in Mannersdorf, eher er nach Wien wechselte. Bei der Bevölkerung war er besonders beliebt und angesehen, daher wurde sein Weggang mit viel Wehmut betrachtet. Als letzte große Amtshandlung in Mannersdorf musste Pfarrer Kopetzky das Begräbnis des verstorbenen Bürgermeisters Johann Kopf leiten.

 

Am 1. August 1916 wurde Kopetzky als neuer Pfarrer feierlich in Rudolfsheim (15. Gemeindebezirk) investiert. Dort erfreute er sich rasch großer Beliebtheit und hielt seinem alten Wirkungsort immer noch die Treue, denn im September 1916 unternahm Hochwürden mit einer Delegation aus Rudolfsheim einen Tagesausflug nach Mannersdorf und in das Leithagebirge. In Wien konnte Kopetzky auch weiter im schulischen Umfeld tätig sein, wie Leopold Mantler auf der Pfarrhomepage von Rudolfsheim berichtet. Hochwürden erlebte im Pfarrhaus am Kardinal-Rauscher-Platz das Ende der Monarchie, die Jahre der Ersten Republik und im Arbeiterbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus sicher auch die politischen Spannungen der Zwischenkriegszeit. 1931 erkrankte Pfarrer Kopetzky an einem schweren Augenleiden, so dass er resignieren musste und in den Ruhestand trat. 15 weitere Jahre waren ihn noch vergönnt, eher er am 12. November 1946 verstarb und am Hernalser Friedhof beigesetzt wurde.


Foto 1: Hand- und Unterschrift von Pfarrer Kopetzky (Matricula, Pfarre Mannersdorf, Taufbuch 1907-16)

Foto 2: Olmütz/Olmouc, in der Vorstadt wurde Josef Kopetzky geboren (ÖNB, AKON, http://data.onb.ac.at/AKON/AK061_148)

Foto 3: Pfarrkirche Engelhartstetten, erster Wirkungsort von Pfarrer Josef Kopetzky (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 4: Sichtvermerk des Wiener Fürsterzbischof Franz Kardinal Nagl anlässlich der Visitation 1912 (Matricula, Pfarre Mannersdorf, Taufbuch 1907-16)

Foto 5: Ausgebrannter Mannersdorfer Kirchturm im Jahr 1913 (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 6: Pfarrkirche Wien-Rudolfsheim, letzter Wirkungsort von Pfarrer Kopetzky (ÖNB, AKON, http://data.onb.ac.at/AKON/AK049_269)