Online-Gschichtl Nr. 69

Gasthäuser in Mannersdorf - Teil 2

Im zweiten Teil zum Online-Gschichtl stehen heute die weiteren Mannersdorfer Gasthäuser im Mittelpunkt.

 

Am östlichen Beginn der Jägerzeile betrieben die Geschwister Rudolf, Gerti und Frieda Kopper über Jahrzehnte hinweg ihr Gasthaus. Bereits ihre Eltern Josef und Anna Kopper (geb. Matzenauer) hatten das Lokal inne, diese stammten aus Sommerein, wo sie eine Bäckerei betrieben hatten. Das Lokal in Mannersdorf war zuvor von Schwiegermutter Anna Matzenauer als Gasthaus „Zur Weintraube“ geführt worden. Im Anschluss an die Gasträume entstand 1928 ein großer Saal, der stets für verschiedene Veranstaltungen genutzt wurde und bis heute wird. Hier finden Hochzeiten und Bälle genauso Platz, wie Vereinssitzungen und Bürgerversammlungen. Beim Kopper waren die Naturfreunde und die Jäger Stammgäste, ebenso die Theatersektion. In den 1990er-Jahren übernahm Johann Schneider den traditionellen Wirtshausbetrieb und nannte ihn in „Jägerhof“ um.

Auf der Sommereinerstraße 9 betrieb zunächst die Familie Pillitsch ein Gasthaus „Zu den drei Bären“, das von Baumeister Richard Peer errichtet wurde und später von der Familie Hummel übernommen wurde. Hier stand einer der ersten Fernseher Mannersdorfs, deshalb pilgerten viele zum Hummel-Wirt, um hier die Sportübertragungen zu sehen – erst nach und nach gab es auch in den anderen Lokalen die begehrten Flimmerkästen. Später machte Gerhard Hartner aus dem Gasthaus Hummel seine „Tirolerstubn“. Hartners früher Tod 1994 führte zur Übernahme des Lokals durch die Brüder Radinger, die hier erstmals auf eine Eventgastronomie setzten. Seit einigen Jahren betreibt die Familie Hua Dou hier ihr Chinarestaurant.

Auf der Halterzeile bestand wiederum das Gasthaus „Zur Linde“, das zunächst der Familie Koller gehörte. Als Pächter war hier die Familie Stahl tätig, ehe sie das Gasthaus am Schubertplatz übernahm. 1907 erwarb dann Johann Dunshirn aus Höflein das Anwesen auf der Halterzeile und führte den Betrieb fort. 1954 übernahm dessen Sohn gemeinsam mit seiner Gattin Frieda das Gasthaus. Das Lokal war klein und urig, die Jägerschaft nutze es als Treffpunkt, ehe es in den 1980er-Jahren geschlossen wurde.

In Mannersdorf bestanden bekanntlich zwei Gasthausbetriebe der Familie Richter, die sich auf der Hauptstraße beim Alten Rathaus und am Schubertplatz befanden. Zur Unterscheidung wurden sie der Lage wegen als „Unterer Richter-Wirt“ und als „Oberer Richter-Wirt“ bezeichnet. Jener an der Hauptstraße hatte lange auch Fremdenzimmer zur Vermietung geführt. Der „Untere Richter-Wirt“ war das alte Herrschaftswirtshaus, das den Namen „Zum Schwarzen Adler“ trug. Die Familien Schutzbier und Ackerl waren hier als Pächter tätig, erst später übernahm die Familie Richter, die zuvor die Werkskantine betrieben hatte. Im Gastgarten bestand eine Tanzhütte, im Sommer wurde hier auch Theater gespielt, während sich über der Einfahrt ein Saal befunden hatte, wo einst der Ball der „Fuhrwerker“ stattfand. Das Gasthaus war das Stammlokal der Mannersdorfer Fußballer, am Schaukasten davor konnte man daher vor den Spielen die Listen der Mannschaftsaufstellung erspähen. Das Gasthaus wurde mit Jahresende 1980 geschlossen. Der „Obere Richter-Wirt“ am Schubertplatz gehörte der Familie Stahl und wurde deswegen auch als „Stahl-Wirt“ bezeichnet. Hier kehrten die Spaziergänger gerne nach ihren Waldausflügen ein. Am Sonntag wurde im Gastgarten zudem Klaviermusik dargeboten. Der Betrieb am Schubertplatz wurde in den 1970er-Jahren eingestellt, danach wurde das Lokal noch regenmäßig für Kurse der Fahrschule genutzt.

Nahe beim „Einsereck“ an der Hauptstraße hatte der „Weninger-Wirt“ sein Lokal, das ursprünglich „Zum goldenen Adler“ hieß. Hier verkehrten hauptsächlich die Mannersdorfer Bauern, aber auch der Fotoklub „Blende 2452“ hatte hier sein Stammlokal. In den 1990er-Jahren wurde im Lokal dann das erste Chinarestaurant von Mannersdorf betrieben, das war damals am Land durchaus noch exotisch.

Im Sprenghof an der Hauptstraße 51 betrieb die Familie Buchberger wiederum ihr traditionsreiches Gasthaus. Im Jahr 1899 heiratete die junge Witwe Katharina Buchberger den aus dem Weinviertel zugezogenen Gastwirtssohn Franz Parrer. Mit dem ökonomisch wirtschaftenden Parrer kam frischer Wind in die Unternehmung und der spätere Politiker sorgte für den Ausbau des Wirtshausbetriebes zu einer beliebten Sommerfrischedestination. Mit dem Tod seiner Gattin Katharina 1932 und der Übergabe des Sprenghofes an seinen Stiefsohn Franz Buchberger, zog sich Parrer dann in die Semmeringregion zurück. Bis zur Übersiedlung in das Schloss war beim Buchberger-Wirt auch das Mannersdorfer Post- und Telegraphenamt untergebracht.

An der Ecke Hauptstraße und Wienerstraße befand sich das Gasthaus von Franz Hahn, das mit seinem niedrigen Gebäude noch strak in die Kreuzung ragte und den Namen „Zum Wiener Tor“ trug. Das Lokal war verhältnismäßig klein und wurde später einige Zeit von der Familie Schneeweis fortgeführt. Da die Busse nach Wien damals noch in großen Intervallen verkehrten, nutzen viele Reisende den Besuch beim Hahn-Wirt, um die langen Wartezeiten zu überbrücken.

Zwischen den Weingärten beim Friedhof draußen befand sich der Muschelkeller mit seinem beliebten Gastgartenbetrieb. Das Lokal war der Lage wegen ein gefragter Einkehrort für Spaziergänger und Wanderer. Später wurde der Keller zu einem Art „Szenelokal“ und wurde wegen der Nachbarschaft zum Friedhof als „Knochenbar“ weit über Mannersdorf hinaus bekannt. In der Bar tummelten sich gerne die jungen Bundesheersoldaten, die aus ganz Österreich stammten und in der Götzendorfer Kaserne eingerückt waren. So wurden in der Knochenbar etliche Ehen grundgelegt und so mancher Soldat aus der Fremde blieb der Liebe wegen in Mannersdorf.

Die Arbachmühle am Beginn der Wüste wurde um 1900 zu einem Gasthaus umgebaut. Das Anwesen sah viele wechselnde Eigentümer und Pächter, 1957 gelangte es durch Erwerb an Konditor Franz Mayer – „Mayer Gelati“ – und seine Gattin Ernstine. Das Gasthaus blieb dann in Familienbesitz und wurde zu einer „Backhendlstation“ ausgebaut. 1999 erwarb Hermann Mayer das in die Jahre gekommene Gasthaus und baute es zum heutigen Betrieb mit Hotelzimmern und Seminarräumen aus.

 

Von den einst 20 Gasthäusern in Mannersdorf sind nur wenige noch vorhanden, das „Gasthaussterben“ hatte auch hier Fuß gefasst. Geblieben sind aber zumindest die persönlichen Erinnerungen, an „den Nemetschek“, an „die Dinshirn“ und wie sie alle liebevoll genannt wurden…


Foto 1: Gasthaus Matzenauer/Kopper, 1927 (Digitales Archiv Stadtmuseum Mannersdorf)

Foto 2: Gasthaus Pillitsch (Hummel/Hartner), 1928 (Archiv Karl Trenker, Herkunft von Fr. Kandl)

Foto 3: Gasthaus Hartner, 1990 (Archiv Michael Schiebinger)

Foto 4: Gasthaus Dunshirn (Archiv Karl Trenker)

Foto 5: Gasthaus Dunshirn, Josef Dinhobl und Frieda Dunshirn, 1984 (Archiv Karl Trenker)

Foto 6: Unterer Richter-Wirt, ehem. Herrschaftsgasthaus (Archiv Karl Trenker)

Foto 7: Oberer Richter-Wirt/Gasthaus Stahl (Archiv Karl Trenker)

Foto 8: Gasthaus Buchberger (Archiv Karl Trenker)

Foto 9: Gasthaus Buchberger (Archiv Karl Trenker, Herkunft Fam. Kaltner)

Foto 10: Gasthaus Hahn, NS-Zeit (Archiv Karl Trenker)

Foto 11: Gasthaus Arbachmühle, vor 1910 (Archiv Karl Trenker)

Foto 12: Gasthaus Arbachmühle, 1931 (Archiv Karl Trenker)

Foto 13: Gasthaus Arbachmühle als Backhendlstation (Archiv Karl Trenker)