Online-Gschichtl Nr. 76

Pfarrer Josef Markus

Zwischendurch widmet sich Michael Schiebinger diesmal einem weiteren, interessanten Vertreter in der Reihe der Mannersdorfer Pfarrherren.

 

Pfarrer Josef Markus (auch Marcus) war im Biedermeier in Mannersdorf tätig, von 1828 bis 1840 reichte seine Amtszeit. Josef Markus stammte aus Kassa im Komitat Trentschin (sk. Trenčín, ung. Trencsén), dieses befindet sich heute in der nordwestlichen Slowakei und war zu Markus‘ Zeiten Teil Oberungarns. Der Geburtsort Kassa (sk. Košeca, ung. Kasza) liegt im Tal der Waag und hat heute gut 3000 Einwohner. Josef Markus wurde dort am 15. März 1791 getauft, sein Vater war Andreas Markuß, seine Mutter hieß Anna (geb. Galo). Markus stammte aus ärmlichen Verhältnissen und musste seinen Unterhalt mit Lehrtätigkeiten verdienen. Er soll dann als Erzieher zu einer fürstlichen Familie gekommen sein, die ihm offenbar das Studium ermöglichte. Markus könnte am Priesterseminar in Nitra (dt. Neutra), als zuständigen Bischofssitz, studiert haben oder am ungarischen Priesterseminar in Wien, dem Collegium Pazmaneum. Markus wurde 1814 zum Priester geweiht, er trat in keinen Orden ein, sondern blieb Welt- bzw. Diözesanpriester.

Markus wurde am 7. März 1822 als Pfarrer von Schwarzenbach in der Buckligen Welt investiert, wie den dortigen Kirchenbüchern zu entnehmen ist. Markus blieb zwei Jahre in Schwarzenbach und wechselte dann nach Hof am Leithaberge, wo er am 18. November 1824 als Pfarrer investiert wurde. Sein dortiger Vorgänger Glaser hinterließ ihm einige Baustellen, auch opponierte die kroatisch-sprachige Bevölkerung Hofs gegen den neuen Geistlichen. Pfarrer Markus berichtete daher seinen Vorgesetzen, dass die Hofer zwar allesamt die deutsche Sprache gut verstanden, aber als Abneigung gegen sie gerne „die Ohren verschließen“ würden. Dem Pfarrer wurde aufgetragen, wie in Mannersdorf und Sommerein, nun auch in Hof nur mehr auf Deutsch zu predigen – in der Praxis wurde aber dennoch die kroatische Sprache weiterverwendet.

Am 28. Jänner 1828 verstarb der Mannersdorfer Pfarrer Anton Schindler „am Schlage“, nachdem er bereits zu vor durch einen Sturz schwer verletzt hatte. Josef Markus, der 37-Jährige Pfarrer von Hof bewarb sich erfolgreich um die vakante Pfarrstelle in Mannersdorf und wurde am 16. Mai 1828 in sein neues Amt investiert. Für den Wechsel nach Mannersdorf könnten mitunter die Sprachenkonflikte in Hof ausschlaggebend gewesen sein.

Josef Markus frühe Amtszeit in Mannersdorf war von einigen Katastrophen geprägt, die über den Markt hereingebrochen waren. Im Jahr 1831 war zunächst ein großer Brand im Kroatenmarkt ausgebrochen, der auch in der Jägerzeile und im Tattendorf für Schäden sorgte – 52 Häuser waren eingeäschert worden. Der späte Frost im Mai sorgte im selben Jahr zudem für Ernteausfälle, da die Weintrauben vernichtet worden waren. Im Folgejahr suchte die Cholera Mannersdorf heim, zwischen Juli und November raffte sie 30 Bewohner dahin. 1834 erwischte es die Körnerernte, 1835 ging die Erdäpfelernte durch die Kälte zugrunde. Im Jahr 1836 schlug in Mannersdorf abermals die Cholera zu und forderte 40 Menschenleben.

Unter Pfarrer Josef Markus wurden aber auch zahlreiche Renovierungsarbeiten im Kirchenumfeld vorgenommen. 1833 wurde eine zersprungene Glocke umgegossen und die Friedhofsmauer ausgebessert. 1838 wurde dann unter Marktrichter und Steinmetzmeister Joseph Lichtenecker die Sebastianskapelle auf der Hoferstraße renoviert. Lichtenecker war auch maßgeblich an der Errichtung des neuen Schulgebäudes beteiligt, das im November 1839 fertiggestellt und unter Pfarrer Markus eingeweiht wurde. In Markus‘ Amtszeit fiel 1837 das Ende des Schlossbenefiziums, bis dahin war am Schloss ein selbstständiger Geistlicher (Benefiziat) angestellt gewesen, der unabhängig vom Pfarrer agierte und nur in der Schlosskapelle die Messen las.

Während der Amtszeit von Josef Markus wurde in den 1830er-Jahren die erste große Renovierung der Pfarrkirche zum 200. Jubiläum des Kirchenbaues (1638-1838) in Angriff genommen. Dabei kam es zu Änderungen, die noch heute das Kircheninnere prägen, so wurde die alte, frühbarocke Kanzel von der rechten auf die linke Langhausseite versetzt. Für den neuen Kanzelstandort musste erst die heutige Holztreppe angefertigt werden, dazu wurde der Kanzelkorb verändert und die vierte Evangelistenfigur an der Brüstung kam abhanden. Auch die drei Altäre der Kirche dürften neu gefasst worden sein, die großen Altarbilder wurden zudem von A. Batthyany neu geschaffen. Die Werke sind noch stark am Barock des 18. Jahrhunderts orientiert, deshalb fügen sie sich gut ein. Zum Maler Batthyany konnten bisher keine näheren Informationen gefunden werden, auch ist ungewiss, ob er mit dem gleichnamigen Adelsgeschlecht in Verbindung steht.

Ein weiteres großes Ereignis in der Amtszeit von Josef Markus war sicherlich 1836 die Visitation von Vinzenz Eduard Milde, dem Fürsterzbischof von Wien. Der Oberhirte sah dabei nicht nur, wie vorgesehen, nach dem Rechten, sondern spendete 400 (!) Kindern das Sakrament der Firmung. Es war damals üblich, den Besuch des zuständigen Bischofs mit einer derartigen Amtshandlung zu verbinden – wobei natürlich Firmlinge aus der ganzen Gegend angereist waren.

1840 wurde die Pfarrstelle von Mannersdorf frei, da Pfarrer Josef Markus nach Orth an der Donau versetzt worden war und dort im Mai sein neues Amt angetreten hat. Die Pfarre Orth stand wie Mannersdorf unter dem Patronat des k.k. Familienfonds der Habsburger, ein Wechsel innerhalb dieser Patronatspfarren kam daher öfter vor. Am 9. September 1840 wurde indes Ambros Zettl mit der Leitung der Pfarre Mannersdorf betraut. Markus wirkte einige Jahre als Pfarrer in Orth an der Donau, bis er am 27. Dezember 1851 als Pfarrer von Hadersdorf am Kamp investiert wurde. Nahezu 20 Jahre sollte Josef Markus in Hadersdorf verbringen, wo er auch als Dechant amtierte. Im September 1864 feierte er sein 50-jähriges Priesterjubiläum, die Festpredigt hielt sein ehemaliger Mannersdorfer Kooperator Franz Xaver Hasel, der mittlerweile Propst von Wiener Neustadt geworden war. Im Alter wurde Markus immer gebrechlicher, daher wurde ihm 1866 ein Kooperator (Kaplan) zur Seite gestellt. Am 7. Juli 1871 verstarb der 80-Jährige Geistliche an den Folgen einer Lungenentzündung, Pfarrer Josef Markus wurde am Friedhof von Hadersdorf am Kamp im dortigen Priestergrab beigesetzt.Winter in Wasenbruck …


Foto 1: Josef Markus stammte aus der Region Trentschin (sk. Trenčín) (ÖNB/AKON, AKON_AK083_570)

Foto 2: Josef Markus (Joseph Marcus) als neu inventierter Pfarrer im Taufbuch von Schwarzenbach (Matricula, Pfarre Schwarzenbach, Taufbuch 1816-27)

Foto 3: Hof als neue Wirkungsstätte von Josef Markus (Perspektivkarte von Franz X. Schweickhardt, 1837)

Foto 4: Mannersdorf und seine Pfarrkirche im Biedermeier, an der Kirche fehlt noch deutlich die "Äußere Sakristei" (Perspektivkarte von Franz X. Schweickhardt, 1837)

Foto 5: Orth an der Donau, Markus' nächste Station nach Mannersdorf (ÖNB/AKON, AKON_AK051_049)

Foto 6: Hadersdorf am Kamp, hier verbrachte Markus seinen Lebensabend (ÖNB/AKON, AKON_AK025_098)

Foto 7: Nachruf auf Pfarrer Josef Markus, 1871 (Kremser Wochenblatt, 15. Juli 1871)