Online-Gschichtl Nr. 156

Die "Woibehm" und ihre Musikanten - Teil 2

Im zweiten Teil des Online-Gschichtls erzählt Johann Amsis über die jüngere „Musikgeschichte“ Wasenbrucks und von seinem eigenen Weg zum Musiker.

 

Neben den klassischen Blasmusikkapellen und den Salonorchestern etablierten sich ab den 1960er-Jahren auch junge Bands in Wasenbruck. Eine dieser waren „The Shads“, die bei den beliebten Fünf-Uhr-Tee-Partys und bei diversen Bällen in der Umgebung spielten. Unter den Bandmitgliedern waren die „Kerschbuam“, Hans Gensthaler und Andreas Haselhahn. Von einem Auftritt bei einem Kinderball, bei dem die Band spielte, ist mir sogar noch ein Lied in Erinnerung geblieben: „My Baby Baby balla balla“. Wie Hanna Kersch berichtete, hatte sich die Band 1962 noch unter dem Namen „The Blues“ gegründet. Ihr erster Auftritt fand am 1.Mai im Arbeiterheim von Gramatneusiedl statt. Die Musiker der Anfangsformation waren Willi Radl, Poldi Kersch, Ernst Kersch und Hans Gensthaler. Später löste sich die Band für kurze Zeit auf und wurde dann als „Austrian Evergreens“ wieder aktiviert. Statt Willi Radl kam Andreas Haselhahn dazu und statt Poldi Kersch, der beim Bundesheer war, wurde Hans Pischinger (Schlagzeug) in die Band aufgenommen. Andreas Haselhahn beendete 1966 sein Engagement bei der Band. Die übrigen Bandkollegen schlossen sich mit einigen Mitgliedern der Gruppe „Freshmen“ zusammen, die sich aufgelöst hatte – der Bandname „The Shades“ wurde kreiert. 1968 löste sich die Band allerdings auch schon wieder auf. Leider gibt es nur ein Foto von der Band, das ausfindig gemacht werden konnte.

Mein eigener Weg zur Musik begann schon früh, wenn irgendwo Musik gespielt wurde, musste ich gleich dabei sein. Als Kind ein Instrument zu lernen, ist sich finanziell leider nicht ausgegangen. Im Jahr 1978, da war ich 22 Jahre alt, hat mich ein Arbeitskollege gefragt, ob ich nicht jemand kenne, der eine Gitarre kaufen möchte. Seine Tochter wollte nämlich nicht mehr in den Gitarrenunterricht gehen. Ich habe kurz überlegt und ihm dann die Gitarre abgekauft. Jetzt hatte ich eine Gitarre, konnte sie aber noch nicht spielen. Bald fand ich zwei „Opfer“, die mir gewisse Grundlagen in der Musik und im Gitarrenspielen beibrachten und sich von mir „martern“ ließen. Einer der beiden war Peter Kristufek, der in Hainburg in einer Band „Hammond-Orgel“ spielte, heute würde man zu dem Instrument „Keyboard“ sagen. Der zweite im Bunde war Fredi Niessl, mein Cousin, der Akkordeon spielte. Egal ob C-Dur, F-Dur oder Walzerrhythmus, ich musste bei allem bei null beginnen. Aber ich hatte einen „Musikvogel“, ich habe geübt wie ein Verrückter. „Wo die Nordseewellen treten an den Strand“ oder „Die schöne Burgenländerin“ habe ich hunderte Male geübt, alles aber ohne Noten – irgendwann ist es dann auf einmal flüssig gegangen. Einmal hatten Peter und Fredi Zeit und wir haben das erste Mal zu dritt gespielt. Da ist der Funke übergesprungen, ein Lied nach dem anderen kam dazu.

 

Von Mal zu Mal wurde der Wunsch größer einmal öffentlich aufzutreten. Bei einer Ortsausschusssitzung kam ich mit Marianne Tabaka ins Gespräch und bot unsere kleine Band als musikalische Umrahmung für die Muttertagsfeier an. Ich muss sagen, Frau Tabaka hatte Mut, denn sie hatte uns noch nie spielen gehört und dennoch engagiert! Meine zwei Kollegen hatte ich dabei allerdings etwas überrumpelt. Es waren aber immerhin noch zwei Monate Zeit, bis die Muttertagsfeier stattfinden sollte. Wir hatten schon 50 Lieder im Programm, die Pausen einkalkuliert rechneten wir daher, gut drei Stunden spielen zu können. Dann kam der 6. Mai 1979: Die Instrumente hatten wir schon aufgestellt, die Aufregung war groß, wir sind dann ins Sitzungszimmer gegangen, um einen Kaffee zu trinken. Aber unsere Hände haben gezittert, denn das Lampenfieber hatte uns voll erwischt. Ein oder zwei Achterl Rotwein sollten zur Beruhigung dienen. Dann kam die Stunde der Wahrheit. Als wir in den Saal kamen, war er schon voller Gäste. Unter der „Heerschar“ an Müttern kamen wir uns ziemlich klein vor, ich musste mich vor Aufregung an meiner Gitarre festkrallen. Das erste Lied wurde angestimmt: „Wo die Nordseewellen treten an den Strand“. Schon ab dem zweiten Wort der ersten Textzeile haben die ganzen Mütter im Saal mitgesungen. Sie haben uns richtig getragen, mit jedem Lied sind wir dann selbstsicherer geworden und innerlich gewachsen. Die Stimmung im Saal ist infernal gestiegen. Nach zwei Stunden waren wir mit unserem Liedprogramm durch und haben dann wieder von vorne begonnen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Der Auftritt 1979 war praktisch der Start für die Band „Wasenbrucker Buam“. Durch den einschneidenden Erfolg motiviert, wurden die Lieder bei jeder Probe mehr. Wir haben lange Zeit dienstags im Gasthaussaal bei Familie Schalud geprobt. Wenn es kalt war, auch bei einigen Krügen Glühwein, da ist es dann manchmal sehr spät geworden. Bei der Muttertagsfeier im Mai 1980 wurden wir wieder engagiert und hatten mit Srecko Cinkl sogar einen Schlagzeuger dazubekommen. Nach einer Umbesetzung waren wir dann schon fünf Musiker. Mit den Jahren sind dann, wie das Leben so spielt, Musiker dazugekommen und andere wieder gegangen. Zu den Bandmitgliedern zählten Erich Klemann (Bass), Rainer Rubas (Schlagzeug), Walter Wukotich (Schlagzeug), Horst Zwirschitz (Keyboard), Wolfgang Döringer (Keybord), Andreas Martschitz (Bass) und Heinrich Neumann (Schlagzeug). Zweimal haben uns sogar Sängerinnen von den Philippinen begleitet. Im Laufe der Zeit sind aus den anfänglichen „Buam“ dann doch noch Männer geworden und wir haben dann die Band in „Let‘s Dance“ umbenannt. Die Band ist später kleiner geworden und dann bin ich alleine übriggeblieben. Fredi Niessl spielte nach seinem Austritt aus der Band noch viele Veranstaltungen mit dem Akkordeon und der Gitarre. Peter Kristufek und Marcus Radl waren als Duo bzw. mit Sängerin auch als Trio unterwegs. Marcus Radl und Heinz Huehmeier sind als Austro-Pop-Duo „M u H“ zu hören.

Nach mehr als vier Jahrzehnten ist mir die Liebe zur Musik jedenfalls geblieben, das Lampenfieber von damals ist ziemlich verschwunden, aber der Rotwein, der ist geblieben!

Foto 1: "The Shats" aus Wasenbruck (Helga Thiel)

Foto 2: "Wasenbrucker Buam" im Vereinsheim (Johann Amsis)

Foto 3: Die nicht mehr ganz so jungen "Buam" (Johann Amsis)

Foto 4: "Let's Dance" als modische Trendsetter (Johann Amsis)

Foto 5: Auftritt im Fasching (Johann Amsis)