Online-Gschichtl Nr. 59

Wasenbruck - Von der Wasenbruggen bis 1882

In der ortshistorischen und heimatkundlichen Forschung unserer Stadt stand bekanntlich immer der Hauptort Mannersdorf im Mittelpunkt des Interesses, daher sollen bei den Online-Gschichtln verstärkt auch Themen aus den anderen Ortsteilen zur Sprache kommen. Michael Schiebinger hat bereits vor einigen Monaten die Geschichte von Sandberg beschrieben, nun möchte er sich in vier Teilen der Ortsgeschichte von Wasenbruck widmen. Diese Arbeit wäre nicht ohne der tatkräftigen Mithilfe von Johann Amsis möglich gewesen, der als Wasenbrucker viele Details und Fotos besteuern konnte.

 

Wasenbruck stellt eine vergleichsweise junge Siedlung dar, der Name des Standortes an sich reicht aber bedeutend weiter zurück und leitet sich von der Brücke ab, die hier seit jeher über die Leitha führte. Der Begriff „Wasen“ dürfte sich auf die herrschaftlichen Wiesen beziehen, die sich am Ufer des Flusses erstreckt hatten. Nach anderer Deutung soll die Brücke selbst mit einem Wasen, also Gras, bewachsen gewesen sein. Bereits im Jahr 1415 scheint eine „Hofbraitn beim Wasen hinaus“ auf, die Flurbezeichnung könnte die erste namentliche Erwähnung Wasenbrucks im weitesten Sinne darstellen. Im Urbar der Herrschaft Scharfeneck aus dem Jahr 1565 wird eine „Wassenpruggen“ erwähnt, folglich muss bereits damals eine Brücke über die Leitha bestanden haben.

Die Benutzung der Leithabrücke war offenbar nur eingeschränkt gestattet, so für die Bürger der königlich-ungarischen Freistadt Eisenstadt. Diese Situation dürfte den „Schwärzverkehr“, also Schmuggel, begünstigt haben, sodass 1730 bei der Wasenbrücke ein Mauthaus errichtet wurde. Da das Häuschen auf Reisenberger Seite der Brücke entstehen sollte, musste zuvor der Grund vom dortigen Herrschaftsinhaber Graf Cavriani erst abgetreten werden. Als Ausgleich wurde die Herrschaft Reisenberg an den Einnahmen durch den Wegzoll beteiligt. Die Erhaltungspflicht der Brücke fiel 1737 vertraglich der Herrschaft und dem Markt Reisenberg zu. 1772 versuchte das Kloster St. Anna vergeblich für Fahrten über die Zollgrenze eine Mautbefreiung zu erwirken.

1743 wurden die „Wasen Brucken-Äcker“ ausgewiesen und 1787 wurden die herrschaftlichen „Hauswiesen unter der Wasenbrücke“ bzw. „neben dem Wasenbruckenweg“ erwähnt. Bereits im 18. Jahrhundert wurden entlang der Leitha auch verschiedene Maßnahmen zum Hochwasserschutz gesetzt, die jedoch stets zu Streitigkeiten zwischen den Herrschaften Reisenberg, Scharfenegg und Götzendorf führten. Die „Wasenbruck“ wurde kartografisch auch bei Marinoni 1751 in seiner „Mappa“ der Herrschaft Scharfeneck-Mannersdorf dargestellt.

Im Biedermeier wurde dann eine erste Regulierung des Bachbettes der Leitha vorgenommen. Am Franziszeischen Kataster von 1819-32 ist die Wasenbrücke abermals dargestellt, südlich und südöstlich erstreckte sich gegen Mannersdorf die Hutweide und die Flur „Stierhagen“. Noch weiter südöstlich lagen dann die „Hauswiesen unter der Wasenbrücke“. Bei Schweickhardts Perspektiv-Karte von 1837 ist neben der Leithabrück auch das Türkenbergl wiedergegeben, jenseits der Brücke ist das Mauthaus zu erkennen.

Als nach der Revolution von 1848 die Grundherrschaften aufgehoben wurden, konnte die Gemeinde Mannersdorf konstituiert werden, diese umfasste nur eine Katastralgemeinde, zu der auch die Wasenbrücke gehörig war. Damals stellte die Leitha auch noch die Zollgrenze zwischen Österreich und Ungarn dar, obwohl die Landesgrenze selbst bereits ab 1500 am Gebirge verlief. Nach der Aufhebung dieser Zollschranken erwarb Jakob Kornmüller 1851 das alte Mauthaus und errichtete dort eine Mühle, die durch den Fluss angetrieben und fortan als „Wasen(bruck)mühle“ bezeichnet wurde. Die Mühlengründung legte auch den Grundstein für die Kirchengeschichte von Wasenbruck. 1856 musste nämlich auf Kornmüllers Antrag hin geklärt werden, welcher Pfarre die neue Mühle zugewiesen werden sollte. Es wurden so die Entfernungen nach Reisenberg, Mannersdorf und Pischelsdorf amtlich gemessen, die kürzeste Distanz bestand zu letzterem. Und so wurde das Gebiet um die Wasenbrücke nach Pischelsdorf eingepfarrt. Anders stand es um die Gemeindezugehörigkeit, denn 1868 wurde die Mühle als zu Mannersdorf gehörig genannt. Mit dem Mühlenbau stellten sich somit die weiteren Weichen Wasenbrucks in kirchlicher und kommunaler Hinsicht. Durch die Zugehörigkeit zur Pfarre Pischelsdorf wurden die Bewohner an der Wasenbrücke übrigens auch am dortigen Ortsfriedhof bestattet und die Kinder in der Pfarrkirche Pischelsdorf getauft.

Der „Ur-Wasenbrucker“ Jakob Kornmüller (auch Kornmiller), dessen Familienname mehr als passend war, stammte aus Wampersdorf. Sein Sohn Mathias wurde ebenfalls Müllermeister und führte den Mühlenbetrieb in Wasenbruck fort. Bis zu seinem Tod 1878 war dann Karl Klimke der Besitzer der „Mühle an der Wasenbrücke“. Über Anna Klimke, einer geborenen Kornmüller, war die Mühle zuvor an die Klimke gekommen. Sie schienen eine gutbürgerliche Familie gewesen zu sein und waren mit der Mannersdorfer Apothekerfamilie Tacina eng befreundet.

 

Die Leitha bedeutete für die Felder beiderseits des Flusses stets die Gefahr von Hochwässern und Überschwemmungen. Zwischen den Jahren 1863 und 1874 wurde daher das Flussbett der Leitha abermals reguliert – dies brachte aber nur eine bedingte Verbesserung. Das Aufnahmeblatt der Franzisko-Josephinischen Landesausnahme von 1873 zeigt deutlich die nunmehrigen Veränderungen. Das sog. Mühlwasser folgte dem alten Flusslauf, die Mäander unterhalb der Wasenbrücke wurden aber bereits begradigt. Südöstlich des Mühlwassers verlief nun der Hauptstrom der Leitha, der mit einer neuen Brücke überspannt wurde. Dadurch entstand nun jene „Insel“ auf der die Siedlung entstehen konnte. Die Karte von 1873 lässt nicht nur das Türkenbergl erkennen, sondern auch die ersten Mühlenbauten beiderseits des Mühlwassers, das immer noch die Bezirksgrenze bildete. An der Südseite wurde im Mühlenbereich ein kleiner Kanal abgezweigt, auch ein gestalteter Garten ist dort bereits vorhanden gewesen. So waren also ab 1851 die Anfänge der späteren Siedlung gelegt worden.


Foto 1: Wasenbruck, Ortstafel (Archiv Karl Trenker)

Foto 2: Wasenbruck auf der Karte von Marinoni, 1751 (Giovanni J. de Marinoni, De re ichnographica)

Foto 3: Wasenbrücke, Zollhäuschen und Türkenbergl, 1837 (Franz X. Schweickhardt, Perspektiv-Karte)

Foto 4: Wasenbruckmühle, 1873 (Franzisko-Josephinische Landesaufnahme, Wikipedia)

Foto 5: Klimkemühle (Wasenbruckmühle), 1877 (Spezialkarte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, New York Public Library)